Die Zeitung Energie & Management hat die Wärmeversorgung von zwei Wohngebieten in Hannover zum Contracting des Monats gewählt. Träger dieser Auszeichnung ist die GBH Mieterservice Vahrenheide GmbH (MSV), eine Tochtergesellschaft der städtischen GBH Gesellschaft für Bauen und Wohnen Hannover mbH. Ausgezeichnet wurde die Umrüstung von zwei Heizzentralen auf Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomethan. An den Standorten Gronostraße und Erlenstieg sind seit Anfang 2012 BHKW mit einer elektrischen Leistung von 140 bzw. 113 kW in Betrieb.

Als Brennstoff dient Biomethan – Biogas, das in Schleswig-Holstein aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt und auf Erdgasqualität aufbereitet wurde. Nach der Biogaserzeugung folgt eine Gasaufbereitung, in der das Gas getrocknet, entschwefelt und ihm Kohlendioxid entzogen wird, um die Methankonzentration zu erhöhen. Nach der Aufbereitung wird das Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist und bildet einen Bilanzkreis mit den Verbrauchern in Hannover.

Für die Wohnungsbaugesellschaft liegen die Vorteile von Bioenergieträgern in drei Punkten:

  1. Die Verdrängung fossiler Energieträger verbessert die Umweltbilanz.
  2. Bei Neubauten können Anforderungen aus dem EEWärmeG mit Biomethan erfüllt werden.
  3. Bestandsgebäuden verhilft Biomethan zu verbesserten Primärenergiekennzahlen gemäß Energieeinsparverordnung (EnEV). Damit können aufwendige Baumaßnahmen entfallen, wenn sie schwierig zu realisieren sind.

Die Haupteinnahmen bei einem Biomethan-BHKW resultieren aus der Stromvergütung. Diese ist für den wirtschaftlichen Erfolg wichtiger als die Einnahmen aus der Wärmelieferung, so dass möglichst viel Strom aus dem eingesetzten Biomethan erzeugt werden sollte. Insofern gilt es, ein BHKW-Modul auszuwählen, das im Verhältnis zur Wärmeleistung möglichst viel elektrische Leistung bietet. Dies ist bei BHKW unterhalb einer elektrischen Leistung von 100 kW regelmäßig nicht der Fall. Sehr gute Stromkennzahlen erzielen BHKW ab 500 kWel oder turboaufgeladene BHKW. Standorte für derartige Aggregate sind in der Wohnungswirtschaft jedoch äußerst selten. Auf der anderen Seite sieht das EEG 2012 eine besonders hohe Stromvergütung für BHKW unter 150 kWel vor. Daher wurde der Focus auf Standorte gerichtet, welche die elektrischen Leistungen zwischen 100 kW und 150 kW zulassen.

Was waren die Alternativen für die Standorte?

  • Erdgas-BHKW unterliegen den Bedingungen des KWK-Gesetzes, das für BHKW über 50 kWel erheblich ungünstigere Stromvergütungen vorsieht. Das EEG bietet die Möglichkeit, größere Leistungen wirtschaftlich umzusetzen und so beide Standorte mit ihren vollen KWK-Potential zu nutzen.
  • Eine Lösung mit Holzhackschnitzeln musste verworfen werden, da die dichte Bebauung weder eine Erdsilo für die Lagerung der Holzhackschnitzel noch einen Wendeplatz für das Lieferfahrzeug zulässt. Außerdem wirft die davorliegende Straße hinsichtlich Raumverhältnissen und mechanischer Belastbarkeit einige Schwierigkeiten bei der Befahrung mit Lastkraftwagen auf. Eine Lösung mit Holzpellets als Energieträger wurde verworfen, da dies bei einem Standort dieser Leistungsgröße gegenüber einer Erdgasheizung aktuell nicht wirtschaftlich ist. Andere Standorte der GBH weisen bessere Bedingungen auf, hier betreibt die MSV vier große Holzheizanlagen.

Zur Entscheidungsfindung wurde im Sommer 2011 eine bundesweite Biomethan-Ausschreibung durchgeführt. Der Bestbietende der Ausschreibung hat den Biomethanpreis sowohl für die Stromvergütung nach EEG 2009 als auch nach EEG 2012 angeboten. Da das EEG 2012 bei den beiden Projekten eine Stromvergütung von 23,3 Ct/kWh gegenüber 21,2 Ct/kWh im EEG 2009 bietet, war die Entscheidung gefallen, die BHKW ab Januar 2012 in Betrieb zu nehmen. Im Ergebnis der Ausschreibung hat der Bestbietende nicht nur den wirtschaftlichsten Basispreis abgegeben, sondern auch eine sehr moderate Preisanpassung angeboten.

Beide BHKW laufen seit Inbetriebnahme sehr zuverlässig. Die kalkulierten Strommengen werden nach Plan erzeugt. Im Herbst 2012 erfolgte auch der Austausch der mittlerweile zwanzigjährigen Heizkessel an beiden Standorten.

Heizzentrale in der Gronostraße
Heizzentrale in der Gronostraße