Betreiber der Biogasanlage in Obernjesa bei Göttingen ist der Landwirt Hans-Walter Körber-Harriehausen. Das Konzept beruht auf einer Idee von Prof. Dr. Konrad Scheffer, Institut für Nutzpflanzenkunde der Universität Kassel/Witzenhausen. Die Finanzierung erfolgte mit Hilfe eines erheblichen Zuschusses der Dr.Volker-Reimann-Dubbers Stiftung. Im Zeitraum Herbst 2002 bis Frühjahr 2003 errichtete die Krieg & Fischer Ingenieure GmbH die Biogasanlage. Die Inbetriebnahme erfolgte im März 2003.

Hinter der Biogasanlage besteht die Idee, dass in einem bestehenden landwirtschaftlichen Betrieb ein geschlossener Kreislauf erreicht wird. Dabei sollen Strom und Wärme im Überschuss produziert werden. Auf der Basis einer Kreislaufwirtschaft und unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Randbedingungen soll gezeigt werden, dass es möglich ist, landwirtschaftliche Flächen auf der Basis einer Zweikulturnutzung optimiert einzusetzen. Mittelfristig die in Obernjesa vorhandene Technik mit einer Pyrolysestufe ergänzt werden.

Die "gefütterte" Silage wird bakteriell umgesetzt, das gebildete Gas in den Nachgärbehälter (1.100 m³) geleitet und dort gespeichert. Durch den entstehenden Druck wird es zum BHKW geleitet. Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz gespeist, die Wärme, ein "Abfallprodukt", gelangt über Wärmetauscher und Fernwärmeleitung in das Maschinenhaus zum Tauscher. Ein Teil der Wärme wird für den Temperaturerhalt des Gärsubstrates benötigt. Auch das Seminarhaus, das der Öffentlichkeitsarbeit dient, das Wohnhaus des Hofes sowie die Mietwohnungen werden mit Nahwärme versorgt.

Die Aufheizung des Gärsubstrates zur Erhaltung der Temperatur von 38°C erfolgt durch Pumpen aus dem Fermenter über den Wärmetauscher in den Fermenter zurück. Die Pumpe fördert auch das Substrat aus dem Fermenter in den Nachgärbehälter, wenn der Füllstand von 7,5 m erreicht ist. Man sieht in Abb.4 eine "Verteilerstelle", von der aus das Substrat über die Pumpe durch einen entsprechenden geöffneten Schieber durch den Wärmetauscher oder in den Nachgärer gefördert wird.

Verfahrenstechnisch gesehen handelt es sich bei der Biogasanlage Obernjesa um einen zentral von oben durchmischten Behälter mit externem Wärmetauscher und einer Nachgärung.

Als Inputmaterial werden diverse Energiepflanzen verwendet. In der Hauptsache werden silierte Pflanzen Verwendung finden, aber es sollen auch frische Inputstoffe zum Einsatz kommen. Direkt neben dem Fermenter ist eine Silageplatte (Abb. 2) realisiert worden. Der Eintrag erfolgt mit einer Feststoffeintragstechnik, die mit einem Frontlader beschickt wird.

Der Wärmeeintrag erfolgt über einen externen Wärmetauscher, der im Gebäude zwischen Fermenter und Nachgärung untergebracht ist. Dadurch wird eine optimierte Kontrolle des Wärmeeintrags erreicht. Bis auf das Rührwerk sind somit keine Einbauten im Fermenter vorhanden. Der Fermenter ist ein Betonbehälter mit einem Volumen von ca. 680 m³. Ziel der Planung war von Beginn an die Nutzung einer Technik, die eine optimierte Durchmischung mit einem optimierten Wärmeeintrag gewährleistet, um eine hohe organische Raumbelastung fahren zu können. Daher wurde eine Technik gewählt, die üblicherweise erst bei Großanlagen zum Einsatz kommt. In Obernjesa wurde sie aufgrund des Inputmaterials gewählt.

Die Nachgärung besteht aus einem Betonbehälter mit einem Volumen von ca. 1.000 m³, der mit einem Doppelmembran-Gasspeicherdach ausgerüstet ist. Aus dem Gasspeicher wird das Biogas direkt einem Zündstrahlaggregat zugeführt. Dabei handelt es sich um einen Motor mit einer elektrischen Leistung von 160 kW, der in einem Container untergebracht ist. Der Motor liefert das heiße Wasser für den Wärmetauscher. Außerdem wird das Hofgebäude samt Seminarhaus mit Wärme versorgt.

Die Biogasanlage ist in Ortsrandlage in enger Nachbarschaft zum Hofgebäude des landwirtschaftlichen Betriebs errichtet worden. Daher war die Minimierung von Emissionen im kontinuierlichen Betrieb der Anlage eine strikte Vorgabe des Bauherrn und wurde planerisch entsprechend umgesetzt. Für die Zukunft ist die wärme-technische Anbindung weiterer Häuser angedacht.

Feststoffeintrag
Feststoffeintrag
Gesamtansicht
Gesamtansicht
Haupt- und Nachfermentermit dazwischenliegendem Technikgebäude
Haupt- und Nachfermentermit dazwischenliegendem Technikgebäude
Silageplatte
Silageplatte
Verfahrenskonzept [Quelle: Prof. Dr. K. Scheffer]
Verfahrenskonzept [Quelle: Prof. Dr. K. Scheffer]