Wie können Liegenschaften der Landeshauptstadt Hannover mit Holzbrennstoffen beheizt werden? Diese Frage stellte sich Norbert Schiemann, zuständiger Mitarbeiter im Fachbereich Gebäudemanagement, im Jahr 2005. Aus dem umfangreichen Gebäudebestand wurden 12 Liegenschaften mit erneuerungsbedürftiger Kesselanlage ausgewählt, bei denen kein Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Hannover möglich ist, die Lagermöglichkeiten für Hackschnitzel oder Pellets bieten und langfristig bestehen bleiben sollen. Um eine Entscheidungsgrundlage für die Umstellung der Wärmeversorgung zu schaffen, wurde 3N mit der Untersuchung der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit beauftragt.

Nach einer umfangreichen Entscheidungs- und Planungsphase wurden 2007/2008 die ersten fünf städtischen Holzheizanlagen in Betrieb genommen. Sie alle bestehen aus einem holzbefeuerten Grundlastkessel, der von einem gas- oder heizölbefeuerten Spitzenlastkessel ergänzt wird.

Ein Kessel mit 360 kW Leistung versorgt die IGS Vahrenheide mit Wärme aus Holzhackschnitzeln. Hier wurde ein kleiner ungenutzter Innenhof zum Brennstofflager umgebaut, in das die Hackschnitzel mit einer sog. Holzpumpe vom Lieferfahrzeug eingeblasen werden. Dieses in Norddeutschland bisher einmalige Konzept ermöglicht die Installation des Kessels in der Heizzentrale in der Gebäudemitte. Ein Pelletkessel mit Leistung von 220 kW versorgt die Fridjof-Nansen-Schule. Auch hier wurde ein bestehender Gebäudeteil (ein Schornsteinturm) als Brennstofflager genutzt.

Im Bauhof Burgweg wurde ein Pelletkessel mit 200 kW Leistung installiert. Das Lager ist in einem Hochsilo untergebracht (siehe Foto).
Im Schullandheim der Landeshauptstadt Hannover im hessischen Kirchheim ist seit 2008 außerdem ein Holzpelletkessel mit einer Leistung von 200 kW in Betrieb.
Auf dem Friedhof Ahlem werden die Friedhofskapelle und ein kleiner Werkhof, die über eine Nahwärmeleitung miteinander verbunden sind, mit einem 30-kW-Pelletkessel monovalent versorgt.

In nächster Zeit wurden 2 weitere Anlagen realisiert:

Das Schulbiologiezentrum erhielt 2010 eine Pelletheizanlage mit ca. 200 kW Leistung, die Unterrichtsgebäude, Verwaltungstrakt und Gewächshäuser versorgt.
Sportzentrum Wettbergen: Hier wurde in der Sporthalle mit Gastronomie und Vereinsräumen 2011 die Nachtspeicherheizung durch einen 200 kW-Pelletkessel ersetzt. Das Erstellen der Lagerräume hat sich als wichtiger Punkt bei der Realisierung der Holzheizanlagen erwiesen. Die öffentlichen Gebäude weisen nur selten gute Voraussetzungen für die preiswerte Erstellung von Lagern und die Belieferung mit LKW auf, zudem werden z.T. hohe ästhetische Anforderungen gestellt. Um den Betreuungsaufwand zu minimieren, einen reibungslosen Betrieb zu ermöglichen und die Investition zu reduzieren, werden Pellets oft gegenüber Hackschnitzeln bevorzugt. Bei vielen Vorhaben konnten Fördermittel des Bundes, des regionalen Klimaschutzfonds „proKlima“ und/oder eines regionalen EU-Projekts in Anspruch genommen werden. Als Erfolgsfaktor erwies sich außerdem die Einbeziehung von Hausmeistern, die sich mit der neuen Anlage identifizieren.

Hochsilo als Pelletlager im Bauhof Burgweg
Hochsilo als Pelletlager im Bauhof Burgweg