Die Hambergener Kirchengemeinde war in einer Situation, wie sie viele andere wohl kennen: Die bestehenden Heizölkessel im Pfarrhaus und im Gemeindehaus waren nach 30 Jahren erneuerungsbedürftig, sollten aber nicht durch Erdgas ersetzt werden, weil dies fossile Energieträger für weitere Jahrzehnte fortgeschrieben hätte. Was tun?

  • Solarkollektoren decken vorrangig den sommerlichen Wärmebedarf. Der Brennstoffverbrauch zur Raumheizung kann bei dem vorhandenen Dämmstandard der Gebäude jedoch nur wenig reduziert werden. Der geringe Warmwasseranteil in den Gebäuden bietet zudem wenig Potenzial in diesem Segment.
  • Wärmepumpen benötigen geringe Temperaturdifferenzen zwischen Quellmedium (Außenluft, Erdreich) und Heizkreis für einen effizienten Betrieb sind, was bei unsanierten Altbauten nicht immer gegeben ist. Neu errichtete Gebäude oder sehr gut gedämmte Bestandsgebäude mit niedrigeren Heizkreistemperaturen bieten wesentlich bessere Einsatzgebiete für Wärmepumpen.
  • Holzenergieträger stellen Wärme auf einem Temperaturniveau von 80 - 90 °C bereit, so dass keine besonderen Anforderungen an die Wärmeverteilsysteme bestehen. Holzheizanlagen haben jedoch einen größeren Platzbedarf und sind bedienungsintensiver als Technologien mit leitungsgebundenen Energieträgern wie Erdgaskessel und Wärmepumpen.

In Hambergen kamen Holzpellets in die engere Wahl. Sie sind die jüngste und komfortabelste Form der Holzenergienutzung. Die aus Sägespänen hergestellten Presslinge weisen die höchste Energiedichte aller Holzbrennstoffe auf und ermöglichen auch im geringen Leistungsbereich einen automatischen Anlagenbetrieb. Da Pellets aus Nebenprodukten der Holzverarbeitung erzeugt sind, erfüllen sie auch die hohen Ansprüche an eine nachhaltige Holznutzung.

Holzhackschnitzel stellen zwar einen preiswerteren Holzenergieträger dar, sind aufgrund der höheren technischen Aufwands und des größeren Platzbedarfs im vorliegenden Fall aber nicht geeignet. Und die Scheitholznutzung hat in Zentralheizungsanlagen und Einzelöfen sehr große Verbreitung gefunden, scheidet im vorliegenden Fall aufgrund des hohen Bedienungsaufwands jedoch aus.

2019 legte eine Machbarkeitsstudie von 3N die Grundlage für die Entscheidung des Kirchenvorstands. Es dauerte jedoch noch bis zum Herbst 2022, bis die Anlage in Betrieb gehen konnte. Sowohl die Bewilligungsfristen der Förderung des BAFA als auch die Einschränkungen der pandemiebedingten Lockdowns verlängerten den Entscheidungs- und Realisierungsprozess.

Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Im Heizraum des Gemeindehauses sind nun zwei Kessel á 48 kW installiert, von dort aus führt eine neue Wärmeleitung zum Pfarrhaus – die Leitung zur Kirche bestand bereits. Die Kessel erhalten ihren Brennstoff aus zwei Sacksilos im Nebenraum, bei ihrer Kapazität von jeweils 5 t ist nur zwei- bis dreimal pro Jahr eine Belieferung erforderlich. Auch die Pufferspeicher befinden sich im Nebenraum, die drei Behälter haben zusammen ein Volumen von 2.750 l. Die Aufteilung der erforderlichen Leistung auf zwei Kessel ermöglicht zusammen mit der Leistungsregelung eine Anpassung an den schwankenden Wärmebedarf der kirchlichen Gebäude und verdoppelt außerdem die Versorgungssicherheit.

Die Kirchengemeinde konnte noch die hohe BAFA-Förderung in Anspruch nehmen, die bis Sommer 2022 gewährt wurde. Daneben steuerte auch die Ev.-luth. Landeskirche Hannovers einen Zuschuss bei, um die umweltfreundliche Versorgung zu unterstützen und der Gemeinde langfristig zu geringeren laufenden Kosten zu verhelfen.

Das Fazit des Pastors: „Ich habe mich von Anfang an für diese Lösung eingesetzt und bin nun auch für die Bedienung zuständig. Das ist wegen des zuverlässigen Betriebs und der Fernüberwachung allerdings mit deutlich weniger Arbeit verbunden als manche Beteiligten erwarteten.“

Kirche und Gemeindehaus mit dem neuen Edelstahlschornstein der Pelletheizanlage im Hintergrund
Kirche und Gemeindehaus mit dem neuen Edelstahlschornstein der Pelletheizanlage im Hintergrund
Die hintereinander installierten Pelletkessel mit den Zuführleitungen für den Brennstoff und dem abnehmbaren Aschebehälter
Die hintereinander installierten Pelletkessel mit den Zuführleitungen für den Brennstoff und dem abnehmbaren Aschebehälter
Die prall gefüllten Gewebesilos mit 10 t Brennstoffvorrat
Die prall gefüllten Gewebesilos mit 10 t Brennstoffvorrat