2. Preis Holzbaupreis Niedersachsen 2018

Objekt

Entwurf

Die Bauherrengemeinschaft einigte sich früh darauf ein Gebäudeensemble mit ähnlicher Formensprache und Materialmix entwerfen zu lassen. Die ersten Grundüberlegungen und Sonnenstandsberechnungen zur Ausrichtung der Gebäude ergaben dann zwei gegeneinander gedrehte Satteldachhäuser mit eingeschossigem Verbindungsbau.
Gestalterisch wurden die Wohnhäuser bewusst auf einen strengen Haus-Archetypus reduziert und erhielten eine vertikale Holzfassade, die auf die in der ländlichen Umgebung stehenden Holzkotten anspielt. Das Haus 03 wird im EG von dem kontrastierenden Verbinder bestimmt. Türen und Tore sind flächenbündig eingebaut. Den Zugang in die „Black Box“ signalisiert eine speziell gefräste Lochplatte, die bei Dunkelheit ein interessantes Lichtspiel erzeugt. Die matte HPL-Front des Monolithen wird im Innern fortgesetzt und geht, getrennt durch raumhohe große Aluminiumfenster, in eine Küchenfront über und bildet hier den zentralen Wohnraum. Zugunsten der Klarheit des Entwurfes sind hier alle Fronten und Türen in der Box flächenbündig angelegt. Vor der Box bildet sich der eigentliche Lebensraum bestehend aus Küche, Wohn- und Esszimmer.
Die Wohnräume des Hauses 05 sind fließend um einen inneren Funktionskern aus Treppe, WC und Lagerraum gruppiert. Dieser Kern ist im aufwendigen Tischlerausbau vom familiären Schreinereibetrieb Salbeigrün und ebenfalls durchgehend flächenbündig verkleidet worden. So entsteht auch im Haus H05 die räumliche Prägung durch eine klare Innenarchitektonische Figur. Abschließbar werden diese Räume bei Bedarf durch raumhohe Schiebetüren, die ansonsten in der Box parken. Während sich das Gebäude zur Straßenseite hin nur mit dem Küchenfenster öffnet, geben große Panoramafenster den Blick in den Garten frei.

Konstruktion Holzbau

Bereits am Projektstart entschied man sich gemeinsam aufgrund der vielen technologischen und ökologischen Vorteile des Werkstoffes Holz und der guten Erfahrungen des Planungsbüros für die Konstruktion eines Holzrahmenbaus. Im lokalen Holzbauunternehmen Brockhaus aus Dinklage fand man einen kompetenten Partner, der die Wünsche der Bauherren umsetzen konnte und mit seinem Team eigene Ideen und Anregung einbrachte. Das Haus wurde im zertifizierten Holzrahmenbau mit Zellulosedämmung und innerer aussteifender Gipsfaserplatte konstruiert. Die einzelnen Wandelemente wurden im Werk bereits mit Kabelführungen und Fenstern vorproduziert und zertifiziert. Die Vorteile liegen in der kurzen Bauzeit und in der Sicherheit der Konstruktion der tragenden und dämmenden Hülle. Die wetterfeste Außenhülle des Wohnhauses besteht aus gebeizter Douglasie auf einer 120 mm Konterlattung. Das in unterschiedlichen Breiten montierte Nadelholz wurde nicht, wie üblich, geschraubt, sondern mit Holznägeln fast unsichtbar geschossen.
Dem Architektenentwurf folgend wurden die Traufe und alle vertikalen Regenwasserführungen innerhalb der vorgehängten Fassade realisiert. Die Holzfassade ist ohne Dachüberstand gleichmäßig der Witterung ausgesetzt und ihre zwangsläufigen Veränderungen mit der Zeit sind durchaus gewollt. Der feinen Linienführung der Holzfassade folgt die vertikale Struktur der Dachhaut aus Trapezblech. Hierzu kontrastieren die Großformattafeln der Black Box aus stumpfmattem HPL und die Fenster, welche mit schwarzen Netzvinyl-Markisen flächig zu schließen sind.

Technik

Der Jahres-Primärenergiebedarf der Häuser liegt bei 35 KWh/m²/a und ordnet sie somit in die Energieklasse A ein.
Die Wärmegewinnung und die kontrollierte Belüftung erfolgen über eine Abluftwärmepumpe mit dezentraler Zuluft. Die Installationswege sind in beiden Häusern auf ein Minimum reduziert und bleiben zum Großteil einfach zugänglich.

Würdigung der Jury Beim Holzbaupreis Niedersachsen 2018

Das Objekt besteht aus zwei gegeneinander gedrehten Satteldachhäusern mit eingeschossigem Verbindungsbau. Beide Einfamilienhäuser sind kompakt durch ein integriertes Nebengebäude miteinander verbunden und zeichnen sich durch einen strengen Haustypus mit vertikaler Holzfassade aus.
Die Gestaltung fügt sich gut in die ländliche Umgebung ein. Die Niedrigenergiehäuser wurden als Holzrahmenbau mit Zellulosedämmung und innerer aussteifender Gipsfaserplatte konstruiert. Die Leitungsführung wurde sehr kompakt gestaltet. Wandelemente wurden im Werk bereits mit Kabelführungen und Fenstern vorproduziert, was zu einer kurzen Bauzeit und guter Qualitätssicherung beitrug.
Die Gebäude sind sehr überzeugend, klar und zurückhaltend detailliert und zeigen, wie Holzbau heute aussehen kann: hoher Vorfertigungsgrad, bewusster Umgang mit Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, klare Formensprache.

Objektdaten

  • Nutzungsart: Wohnen
  • Projektart: Neubau
  • Fläche BGF: Haus 03: ca. 321 m²
  • Fläche BGF: Haus 05: ca. 358 m²
  • Kubatur BRI: Haus 03: ca. 837 m³
  • Kubatur BRI: Haus 05: ca. 834 m³
  • Energiestandard: Niedrigenergiehaus Klasse A
  • Energiebedarf: 35 kWh / (m²a)

Bauweise

  • Wände / Hülle: Holzrahmenbau, Zellulosedämmung, Weichfaserplatte, hinterlüft.Holzfassade
  • Decken: Holzdecke in Elementbauweise, Dämmung Mineralwolle
  • Dach: Aufbau wie Wand, Dacheindeckung hinterlüft. Trapezblech

Baujahr

2018

Adresse

Hermannstrasse 3
49377 Vechta
Deutschland

Bauherr

Familie Warnken-Göllner für H03; Familie Schieber für H05

Hermannstrasse 03 + 05
49377 Vechta
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Architekt

Büro Ruge + Göllner GmbH, Dipl-Ing. Innenarchitekt Jens Göllner

Mühlenstrasse 49
49377 Vechta
Tel. 0172 43 73 94 5
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Tragwerksplaner

HART-ING

Tangen Weg 12
49424 Goldenstedt
Tel. (04444) 9869620
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Zimmerei

Holzbau Brockhaus GmbH

Auf dem Hövel 36
49413 Dinklage
Tel. (04443) 50 56 40
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Tischler/-in

u.A. Schieber Werkstätten GmbH

Neue Nördlinger Strasse 16
73441 Bopfingen
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Fotomaterial / Fotograf- Urheber

Julia Pöstges, Fotowerk Vechta

Lange Straße 36
49377 Langförden
Tel. (04443) 50 56 40
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