Die heute vom Fachverband Biogas e.V. veröffentlichten Biogas-Branchenzahlen bestätigen die Sorge des Verbandes, dass die vorhandenen Kapazitäten zur CO2-Einsparung in Gefahr sind. Durch die zunehmend schwierige Lage für Betreiber droht ein Rückbau von Biogasanlagen – und damit von wichtiger Infrastruktur, die schon heute fossile Energieträger ersetzt und somit Treibhausgase vermeidet. Für das Gelingen der Energiewende und den Ausbau des Klimaschutzes ist eine Stabilisierung der Biogasbranche dringend notwendig, die als flexibler und verlässlicher Partner einen essenziellen Beitrag im Energiesystem leistet.

Entwicklung der Anzahl Biogasanlagen und der gesamten installierten elektrischen Leistung sowie der arbeitsrelevanten elektrischen Leistung [MW]
Entwicklung der Anzahl Biogasanlagen und der gesamten installierten elektrischen Leistung sowie der arbeitsrelevanten elektrischen Leistung [MW]© Fachverband Biogas e.V.

Das Fazit der jährlichen Branchenerhebung fällt besorgniserregend aus: Wie im Vorjahr verharrte der Neubau von Biogasanlagen auch 2018 auf einem niedrigen Niveau. Nur 120 Anlagen wurden neu in Betrieb genommen, gleichzeitig gingen sieben Anlagen vom Netz. In der Prognose für das laufende Jahr 2019 geht der Verband noch einmal von einem weiteren Rückgang des Neubaus um 20 Prozent aus. „Die schlechten Perspektiven verhindern neue Projekte und drängen bestehende Anlagen zur Stilllegung“, stellt Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, fest. Ende 2018 gab es insgesamt 9.444 Biogasanlagen im Bundesgebiet mit einer Gesamtleistung von 4.953 Megawatt (MWel). „Trotz der misslichen Lage zeigt die Branche, dass sie sich auf den Bedarf des heutigen und künftigen Strommarktes einstellt und insbesondere in die Flexibilisierung, aber auch in Anlagenerneuerung und technische Optimierung investiert“, erklärt da Costa Gomez. Das verdeutlicht auch der Anstieg der installierten elektrischen Leistung um 403 MW im Vergleich zum Vorjahr, der auf vermehrte Flexibilisierungsmaßnahmen zurückzuführen ist.

In der Summe erzeugten deutsche Biogasanlagen im vergangenen Jahr 33,15 Terawattstunden Strom und sparten dabei durch den Ersatz von fossilen Energieträgern rund 20 Millionen Tonnen CO2 ein. „Dieser enorme Beitrag zum Klimaschutz darf nicht wegfallen, insbesondere für die Erreichung der Klimaziele in der Landwirtschaft“, mahnt da Costa Gomez. „Biogas ist hier unverzichtbar – auch bei der Versorgung mit erneuerbarer Wärme und als klimafreundliche Option im Verkehrssektor. Zusätzlich leisten viele Betreiber mit alternativen Energiepflanzen und Blühstreifen einen wertvollen Beitrag für die Artenvielfalt“, erklärt der Hauptgeschäftsführer weiter. „Das vielseitige Potenzial der Biogasbranche muss nicht nur aus ökologischer Sicht erhalten bleiben, auch ökonomische Faktoren sprechen eindeutig dafür.“ Mit 9,7 Milliarden Euro Umsatz und 49.000 Beschäftigten im vergangenen Jahr ist die Biogasbranche unerlässlich für die regionale Wertschöpfung.

Auf Basis dieser Branchenzahlen ist es aus Sicht des Fachverbandes Biogas daher dringend notwendig, dass die Politik schnellstmöglich handelt und den Klimaschutzbeitrag der Biogasanlagen durch entsprechende Rahmensetzung stabilisiert. Es mangelt an Anreizen für die Branche, sich weiter auf die flexible Rolle im Energiesystem der Zukunft vorzubereiten. „Dabei zeigen wir an so vielen Stellen, dass wir noch mehr Verantwortung übernehmen wollen“, resümiert da Costa Gomez. „Das für den Herbst erwartete Gesetzespaket für den Klimaschutz muss nun genutzt werden, damit die Branche wieder eine Perspektive für ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele erhält.“

Die vollständigen Branchenzahlen für das Jahr 2018 und die Prognose für 2019 finden Sie auf der Website des Fachverbandes Biogas.

Quelle: Pressemitteilung des Fachverbands Biogas e.V. vom 11. Juli 2019