Human- und tierpathogene Keime vermehren sich nicht in Biogasanlagen. Vielmehr kommt es zu einer Reduktion und Hemmung von Schaderregern durch den Fermentationsprozess. Diese Ergebnisse finden sich als zentrale Aussagen im Abschlussbericht zu einem aktuellen, vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), geförderten Forschungsvorhaben.

Generell können tierische und pflanzliche Krankheitserreger sowie Unkrautsamen durch die üblichen Einsatzstoffe in Biogasanlagen gelangen und durch Stoffströme, technische Einrichtungen und Handling innerhalb der Anlage verbreitet werden. Die Keimbelastung ist u. a. abhängig von der Substratart, der Erregerkonzentration und den Lagerungsbedingungen. In den letzten Jahren gab es Presseberichte mit der Vermutung, dass sich Botulismus-Sporen (Clostridium botulinum) oder EHEC-Bakterien in Biogasanlagen vermehren könnten. Inzwischen haben verschiedene anerkannte Forschungseinrichtungen in wissenschaftlichen Analysen nachgewiesen, dass das Gegenteil der Fall ist und der Biogasprozess die Risiken vielmehr vermindert.

Ob allerdings Gefährdungspotenziale und Infektionsrisiken bei anderen signifikanten Schaderregern bestehen und wie damit umzugehen ist, untersuchten Forscher des Deutschen Biomasseforschungszentrum gGmbH (DBFZ) und der Universität Hohenheim in diesem 27-monatigen Forschungsprojekt.

Zusammenfassend stellen die Wissenschaftler fest, dass sich die untersuchten human- und tierpathogenen Erreger unter keiner der verfahrenstechnischen Voraussetzungen in Biogasanlagen vermehren. Vielmehr werden durch den Biogasprozess Schaderreger reduziert (mesophil) bzw. inaktiviert (thermophil), hygienisch unbedenkliche Gärrückstände bei Einhalten der gesetzlichen Vorgaben (BioAbfV, 2013) erzeugt und keine gefährlichen Erreger durch das Düngen mit Gärrückständen aus thermophilen Biogasanlagen verbreitet.

Weitere Informationen zum Projekt „Bewertung des Einflusses des Biogasprozesses auf die Inaktivierung von Erregern von Bestandserkrankungen - BIOGAS-SANITATION“ finden Sie in der Datenbank der FNR unter den Förderkennzeichen 22016512 und 22003313.

Hintergrund:

Im Projekt untersuchten die Forscher ein Spektrum von Schaderregern in Einsatzstoffen und Gärrückständen und analysierten den Einfluss des Biogasprozesses auf die Anzahl und Aktivität der Erreger. Sie schleusten ausgewählte Stämme (u. a. E. coli, Enterokokken, Salmonellen) in Laborfermenter ein und evaluierten deren Überlebensverhalten unter unterschiedlichen Prozessbedingungen. Hierdurch sollte festgestellt werden, ob Temperatur, Verweilzeit oder pH-Wert die Erreger reduzieren oder inaktivieren. Im Ergebnis reduzieren bereits die in der Praxis üblichen mesophilen Temperaturbedingungen von 37 – 42°C die untersuchten Bakterien. Als noch wirkungsvoller erwiesen sich Temperaturen von über 55°C und eine „tatsächliche“ Verweilzeit von 24 Stunden – Bedingungen, die in vielen thermophilen (> 50°C) Biogasanlagen vorherrschen. Sie führen zu einer sicheren Inaktivierung der o.g. Erreger. E. coli, Salmonellen und Listerien können auch durch Pasteurisieren (≥1 Stunde bei 70°C) inaktiviert werden, zum Abtöten von Mycobakterien reicht dies jedoch nicht aus. Maßnahmen, wie längeres Lagern (bis zu 6 Monaten) oder Trocknen der Gärrückstände reduzieren alle hier genannten Bakterien dagegen nur unzureichend und sind daher nicht als Hygienisierungsmaßnahme zu empfehlen.

[Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. vom 4. Juli 2016]