Holz ist eine wertvolle Ressource für die Bioökonomie und könnte in Deutschland deutlich effizienter als bisher genutzt werden. Das zeigt der Bioökonomierat in einer Analyse, die heute veröffentlicht wurde.


Holz wird in Deutschland bisher hauptsächlich in der Bauwirtschaft, der Möbelindustrie sowie der Papier- und Verpackungsindustrie eingesetzt. Darüber hinaus wird in Deutschland jährlich ein Drittel des verkauften Holzes direkt verbrannt, meist für die Heizung privater Haushalte. „Wir sollten eine möglichst hochwertige Holznutzung anstreben. Mit einer Kaskadennutzung lässt sich eine doppelte Dividende erzielen“, betont Ratsmitglied Prof. Dr. Folkhard Isermeyer mit Blick auf eine steigende Nachfrage nach holzbasierten Rohstoffen in der Industrie. Schon jetzt gebe es eine wachsende Zahl an Forschungsprojekten weltweit, in denen hochwertige Produktinnovationen aus Holz und Holzbestandteilen, wie beispielsweise Werkstoffe aus Lignin, entwickelt werden. Diese werden zukünftig an Bedeutung gewinnen. Das erfordert auch eine Anpassung der Waldpolitik. Im Sinne einer nachhaltigen Bioökonomie empfehlen die Experten unter anderem neue Strategien, um den Holzertrag zu steigern – beispielsweise durch Rehabilitation von Wäldern und moderate Ausweitung der Waldflächen. „Bei der Aufforstung und Beimischung ist die Wahl der Baumarten entscheidend. Nadelbäume sind deutlich produktiver als Laubholz. Ihr Holz eignet sich zudem für verschiedenste Produkte. Auch standortgerechte, eingeführte Baumarten wie die Douglasie und die Küstentanne könnten sinnvoll in Mischwälder integriert werden“, empfiehlt Ratsmitglied Prof. Dr. Reinhard Hüttl. Mit Blick auf die zu erwartenden Klimaänderungen müsse außerdem stärker auf die richtige Qualität des forstlichen Vermehrungsgutes geachtet werden.

Eine nachhaltige Bioökonomie-Politik müsse zudem beachten, dass der Wald aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsformen vielfältige Rollen für die Gesellschaft und das Ökosystem spielt. „Abseits der Holzproduktion dient der Wald als wichtiger Erholungsort für die Bevölkerung. Zudem trägt er zum Schutz von Umwelt, Biodiversität und Boden bei und fungiert als CO2-Senke“, betont Ratsmitglied Prof. Dr. Georg Backhaus. Um den heimischen Bestand zu schützen und zu schonen, müssten einerseits neue Methoden des Waldschutzes vor abiotischem und biotischem Stress entwickelt, andererseits müsse über neue Importstrategien nachgedacht werden, fordern die Experten. Gleichwohl mahnen sie an, dass hierfür ausschließlich zertifiziertes Holz in Frage komme. Die Bundesregierung müsse daher weltweit stärker darauf hinwirken, dass Wälder rehabilitiert und aufgeforstet werden und Zertifikatsfälschungen sowie illegaler Holzeinschlag wirksam unterbunden werden.

Der Bioökonomierat verweist zudem auf die große Bedeutung der forst- und holzwissenschaftlichen Ausbildung und Forschung und kritisiert, dass die Kapazitäten in den vergangenen Jahren in Deutschland reduziert wurden und weitere Kürzungsmaßnahmen drohen. Eine nachhaltige Waldpflege und -bewirtschaftung sowie die wertorientierte Rohstoffnutzung erfordern jedoch ein hohes Fachwissen. Die Bundesregierung müsse Wege finden, die Kapazitäten der verbliebenen Institute zu stärken und den wissenschaftlichen Nachwuchs gezielt zu fördern. „Nur so können dringende Forschungsaufgaben erledigt und ein folgenschwerer Wissensverlust vermieden werden“, betont Ratsvorsitzender Prof. Dr. Joachim von Braun.

Daten & Fakten zur Forstwirtschaft in Deutschland:

Deutschland ist mit 11,4 Mio. ha zu rund einem Drittel von Wald bedeckt. Damit ist die Waldbewirtschaftung nach den landwirtschaftlich genutzten Flächen bundesweit die zweitwichtigste Landnutzungsform. Knapp die Hälfte der deutschen Wälder (48 %) gehört privaten Eigentümern. Die Länder besitzen 29 %, die Körperschaften 19 % und der Bund lediglich 4 % der Waldfläche. Deutschland hat mit 3,7 Mrd. m³ Gesamtvorrat den größten Holzvorrat in der Europäischen Union. Innerhalb des letzten Jahrzehnts (2002 bis 2012) ist der durchschnittliche Vorrat pro Hektar um 7 % auf 336 m³ angestiegen. Aktuell wird etwa ein Drittel des Holzes direkt energetisch genutzt. Die Anteile unterscheiden sich aber zwischen den Baumartengruppen. Während beim Nadelholz mehr als drei Viertel des Holzes für Produkte verwendet wird, ist es beim Laubholz fast umgekehrt. Dort werden ca. zwei Drittel energetisch verwendet. 76 % des energetisch verwendeten Holzes wird im Hausbrand privater Haushalte eingesetzt. Der Rest entfällt zu etwa gleichen Teilen auf gewerbliche Wärme- und Kraft-Wärmeerzeugung.

[Quelle: Pressemitteilung des Bioökonomierats vom 19. April 2016]