Die Firma Saaten Zeller will den Ertrag heimischer Wildpflanzenarten wie Rainfarn und Beifuß für Biogas-Mischungen züchterisch weiter verbessern. Leguminosen sollen die Mischungen ergänzen und den Bedarf zur Stickstoffdüngung verringern. Ziel ist es, die Ökonomie der Wildpflanzenmischungen als Biogassubstrat zu verbessern. Die ökologischen Vorteile sind bereits klar belegt: U. a. sind die Dauerkulturen eine hervorragende Bienen- und Insektenweide, benötigen weniger Pflanzenschutzmittel und verringern durch die langfristige Bodenbedeckung Erosion und Stickstoffeinträge ins Grundwasser. Die Ernte erfolgt außerhalb der Brut- und Setzzeiten vieler Wildtiere, die damit einen geschützten Lebensraum in den bunt blühenden Kulturen finden.

Biogas-Wildpflanzenmischung im dritten Standjahr – es dominieren Rainfarn, Beifuß und die violett blühende Schwarze Flockenblume (Centaurea nigra)
Biogas-Wildpflanzenmischung im dritten Standjahr – es dominieren Rainfarn, Beifuß und die violett blühende Schwarze Flockenblume (Centaurea nigra)

Seit 2008 werden Wildpflanzenmischungen als alternative Energiepflanzen für Biogasanlagen getestet. Während die ökologischen Vorteile dieser Dauerkulturen klar belegt wurden, ist die ökonomische Seite noch verbesserungsfähig. Die Methanhektarerträge aktuell auf dem Markt erhältlicher Biogas-Wildpflanzen-Mischungen liegen nur bei rund der Hälfte üblicher Silomaiserträge. Vorteile wie die geringeren Anbaukosten oder eine bessere Eignung für Ungunststandorte können diese Mindererträge nur teilweise ausgleichen.

In dem jetzt begonnenen Projekt sollen die ertragsstärksten und aussichtsreichsten Wildarten aus den aktuellen Mischungen erstmals züchterisch bearbeitet werden. Als besonders vielversprechend erwiesen sich bislang Rainfarn und Beifuß, deren Erträge auch bei begrenztem oder unregelmäßigem Wasserangebot stabil blieben. Weitere Züchtungskandidaten sind Wegwarte, Goldrute, Eibisch und Alant. Neben diesen Wildarten wollen die Züchter außerdem einige Leguminosen wie Steinklee und Geißraute mit einbeziehen. Leguminosen fixieren in Symbiose mit bestimmten Bodenbakterien Luftstickstoff. Diese Eigenschaft könnte die Mischungen unabhängiger von Stickstoff-Düngern machen - ihr ohnehin geringer Düngebedarf fiele nochmals niedriger aus. Die Forscher wollen die Eignung der genannten Leguminosen für den Mischanbau mit den Wildarten überprüfen und sie auch züchterisch auf hohe Erträge hin optimieren.

Das Arbeitsprogramm umfasst u. a. die Sammlung von Wildpflanzen-Populationen und deren Kreuzungen, um eine hohe genetische Ausgangsvariabilität zu schaffen, die Selektion, Saatgutproduktion und -vermehrung sowie eine technische Saatgutveredelung durch Pillierung.

Die erwarteten Ertragssteigerungen bei den Wildarten, die bisher überhaupt noch nicht züchterisch bearbeitet wurden, sind hoch. Die Herausforderung liegt aber nicht nur in hohen Erträgen, sondern auch im Erreichen eines möglichst einheitlichen Erntezeitpunktes.

Die Firma Saaten Zeller produziert und vermarktet bereits seit vielen Jahren Wildpflanzen-Saatgut an Landwirtschaft und Naturschutz. Die Chancen einer mittelfristigen Markteinführung der optimierten Mischungen stehen also gut.

Details zum Projekt finden sich auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 22025015.

Die Grundlagen zur Nutzung von Wildpflanzenmischungen in Biogasanlagen wurden in zwei Vorläuferprojekten gelegt. Die Abschlussberichte stehen unter den Förderkennzeichen 22005308 und 22038211 zur Verfügung.

Das Vorhaben wurde im Rahmen der 2015 veröffentlichten „Bekanntmachung über die Förderung von Innovationen zur Verbesserung der Ressourceneffizienz und der Qualität von Kulturpflanzen durch Pflanzenzüchtung“ eingereicht. Es wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.

[Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. vom 30. August 2016]