Über die Aufgaben von Biogasanlagen als Systemdienstleister informierte die Tagung „Wertstoffgewinnung aus Gülle und Gärresten“, die das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. (3N) und die Deutsche Phosphor-Plattform (DPP) gemeinsam durchführten.

Etwa 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden kamen am 21. Februar ins emsländische Werlte
Etwa 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden kamen am 21. Februar ins emsländische Werlte

Rund 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden kamen ins emsländische Werlte, um den Fragen nachzugehen, wie unterschiedliche Wirtschaftsdünger behandelt werden können und welche technischen und chemischen Lösungen zur Aufbereitung die Hersteller aus diesen Bereichen anbieten. Denn die Wertstoffgewinnung aus Wirtschaftsdüngern wird immer bedeutender für die Landwirtschaft. „Die neue Düngeverordnung und steigende Abgabepreise für Gülle und Gärreste machen ein Umdenken hin zum wertstoffbasierten Handeln für die Zukunft erforderlich“, beschrieb Sascha Hermus vom 3N Kompetenzzentrum einleitend die derzeitige Lage.

Biogasanlagen müssen stärker als „Drehscheibe für Nährstoffe“ genutzt werden und sich zum Systemdienstleister für die Landwirtschaft weiterentwickeln, forderte Christopher Straeter vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der Einsatz von Gülle, Mist und Gärresten in Biogasanlagen unterstützt die Bemühungen, Nährstoffüberschüsse in Tierhaltungsregionen zu reduzieren und trägt maßgeblich zum Klimaschutz durch Reduzierung von Emissionen bei. Etwa 70 % aller niedersächsischen Biogasanlagen setzen bereits Wirtschaftsdünger als Substratergänzung ein. Dadurch werden bereits heute rund 11 % der Biogasenergie erzeugt und 0,9 Mio. t CO2 vermieden. Bis 2025 ließe sich der Wirtschaftsdünger Input auf 42 Mio. t steigern, was die Landwirtschaft um rund 4,9 Mio. t CO2 jährlich entlasten würde, so Straeter.


„In Deutschland werden jedes Jahr etwa 230.000 t P2O5 als Mineraldünger ausgebracht. Demgegenüber steht der hohe Nährstoffgehalt der Wirtschaftsdünger, die zum Teil über weite Strecken transportiert werden müssen, anstatt vor der Haustür ausgebracht werden zu können“, erläuterte Dr. Daniel Frank von der DPP. „Wir müssen technische Lösungen finden, die auch finanziell attraktiv sind, um eine Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass aufbereitetes organisches Material sinnvoll genutzt und nicht durch Mineraldünger ersetzt wird, so wie es aktuell durch die geänderte Düngeverordnung immer mehr der Fall ist.“


Anschließend stellten Technologieanbieter und Maschinenhersteller verschiedene Verfahren und Aufbereitungskonzepte vor. Praktiker berichteten, wie sie schon jetzt mit den Herausforderungen eines nachhaltigen Stoffstrommanagements umgehen. Der Sonderanlagenbauer EcoSim präsentierte ein Vollaufbereitungsverfahren mit kombinierter Nährstoffrückgewinnung und die RWG Emsland Süd berichtete von den positiven Erfahrungen mit der Zentrifuge zur Gülleaufbereitung. Ebenso wurden Technologien zur Phosphat- und Stickstoffreduzierung vorgestellt sowie eine Echtzeit-Nährstoffbestimmung in Gülle und Gärresten mittels NIR-Technologie.


Am Folgetag konnten die Teilnehmer an einer Praxisdemonstration zur Wirtschaftsdüngeraufbereitung teilnehmen. Auf der Biogasanlage der Bioenergie Witte-Moor GmbH & Co. KG in Vrees wurden verschiedene Separationstechniken und Trocknungstechniken vorgestellt „In den vergangenen zwei Tagen konnten wir eine Bandbreite an Möglichkeiten zeigen, von Aufbereitungsverfahren bis zum Tierhaltungsmanagement, die individuelle Lösungen für Betriebe bieten", so Hermus.

Hier können Sie nochmal die Pressemitteilung [pdf; 0,1MB] zur Veranstaltung nachlesen oder in unserem Veranstaltungsrückblick weitere Eindrücke zu den beiden Tagen erhalten.