Biogas verstetigt in Niedersachsen immer mehr die Rolle des klimaschonenden Systemdienstleisters. Während die Menge an eingespeistem Strom leicht zurückgeht, nehmen die Anteile an Wärmenutzung, Flexibilisierung und Biomethanbereitstellung zu. Dies zeigt die aktuelle Inventur „Biogas in Niedersachsen“, die nunmehr in zehnter Auflage im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz vom 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. erstellt und im Rahmen der AGRITECHNICA veröffentlicht wurde.

Entwicklung des Niedersächsischen Biogasanlagenbestands sowie der Bemessungs- und installierten Leistung
Entwicklung des Niedersächsischen Biogasanlagenbestands sowie der Bemessungs- und installierten Leistung

Ende 2024 waren landesweit 1.695 überwiegend landwirtschaftliche Biogasanlagen in Betrieb. Während die Zahl der Anlagen leicht gestiegen ist, verringerte sich die elektrische Bemessungsleistung geringfügig auf 865 Megawatt. Der Zuwachs entfällt vor allem auf kleinere Anlagen, die verstärkt Reststoffe wie Gülle und Festmist einsetzen.

Mit ihrer Stromerzeugung decken die niedersächsischen Biogasanlagen rund 13,7 Prozent der erneuerbaren Stromproduktion des Landes ab. Über dezentrale Nahwärmenetze wird zusätzlich etwa ein Viertel der aus erneuerbaren Energien erzeugten Wärme bereitgestellt.

Flexibilisierung der Energieerzeugung nimmt zu

Bereits 38 Prozent der installierten Leistung dienen heute einer bedarfsgerechten Strombereitstellung. Etwa vier von zehn Anlagen haben ihre installierte Leistung überbaut und damit ihre Kapazität im Durchschnitt verdoppelt, um besser auf Schwankungen im Strommarkt reagieren zu können. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen: Viele der Anlagen, die bereits Zuschläge in den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur erhalten haben, befinden sich noch in der ersten Vergütungsperiode und werden künftig stärker flexibel betrieben werden.

Anteil der Wärmenutzung steigt

56 Prozent der bei der Stromerzeugung anfallenden Wärme werden extern genutzt – vor allem zur Versorgung kommunaler Nahwärmenetze, öffentlicher Einrichtungen, Wohngebäude und Gewerbebetriebe. Dabei wirken gegenläufige Entwicklungen: Einerseits sinkt das Wärmeangebot durch die Stilllegung einzelner Anlagen oder deren Umstellung auf Biomethaneinspeisung. Andererseits ermöglicht der zunehmend flexible Anlagenbetrieb eine bessere Anpassung an den Wärmebedarf der Abnehmer. Mit dem Auslaufen des KWK-Bonus steigt zudem der Bedarf an einer hochwertigen und wirtschaftlich tragfähigen Wärmenutzung, da eine einfache unentgeltliche Abgabe – etwa an Holz- oder Gärresttrocknungen –künftig keinen ausreichenden Ertrag mehr liefert.

Wachsende Bedeutung von Biomethan

Parallel zur Strom- und Wärmeerzeugung gewinnt die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan an Bedeutung. In Niedersachsen speisen derzeit 42 Anlagen aufbereitetes Biomethan in das Erdgasnetz ein, zusammen mit einer Einspeiseleistung von etwa 22.500 Normkubikmetern pro Stunde. Erste Anlagen verflüssigen ihr Biomethan bereits, um LNG für den Schwerlastverkehr bereitzustellen – ein weiterer Schritt zur Diversifizierung der Nutzungspfade.

Steigender Anteil an Reststoffen

Ein langfristiger Trend zeigt sich bei der Zusammensetzung der eingesetzten Substrate: Inzwischen stammen 47 Prozent der insgesamt 22,2 Millionen Tonnen eingesetzten Stoffe aus Nebenprodukten und Reststoffen. Für den ergänzenden Anbau von Energiepflanzen werden landesweit durchschnittlich rund zehn Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche verwendet.

Die Broschüre „Biogas in Niedersachsen“ kann als Download unter www.3-n.info oder über das 3N Kompetenzzentrum bezogen werden (E-Mail: Bitte Javascript aktivieren!; Tel. 05951 9893-10).