Zweite Sitzung des Gremiums in Ritterhude – Potenziale im Bau, bei Verpackungen und der Faserherstellung
Bau- und Dämmstoffe, Papier, Kartonagen, Verpackungen oder Fasern: Bei der zweiten Sitzung des LivingLab Gremiums, der Austauschplattform des LivingLabs Teufelsmoor, stand die Verwertung von Biomasse aus nasser Moorbewirtschaftung im Mittelpunkt. An dem Projekt ist die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) als eine von sechs Projektinstitutionen beteiligt.
Rund 70 Akteurinnen und Akteure aus Landwirtschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Verbänden trafen sich am 18. November 2025 im Hamme Forum in Ritterhude – zehn Monate nach dem erfolgreichen Auftakt. Die Diskussionen im Gremium verdeutlichten dabei einmal mehr, wie wichtig der bereichsübergreifende Austausch zwischen Landwirtschaft, Wirtschaft und Forschung für die Entwicklung tragfähiger Lösungen ist, die die Ökosystemleistungen der Moore und ökonomische Interessen der Landwirtschaft vereinen.
Die Teilnehmenden erhielten aktuelle Einblicke in den Projektfortschritt und die Arbeit der Unterarbeitsgruppen, diskutierten praxisnahe Verwertungsansätze und nutzten die Gelegenheit zur fachlichen Vernetzung – ganz im Sinne des LivingLab-Reallabor-Ansatzes.
„Das Wichtigste ist die Beteiligung aller: Wir laden alle Interessierten herzlich ein, Teil dieses Zukunftsprojekts zu werden, ihre Erfahrungen einzubringen, neue Wertschöpfungsketten mitzugestalten und von einem starken Netzwerk zu profitieren“, betonte Frank Havemeyer vom Landvolk Osterholz, Verantwortlicher für den Bereich Verwertung im LivingLab Teufelsmoor.
„Fokus Verwertung“: Potenziale der Biomasse aus nasser Moorbewirtschaftung
- Bau- und Dämmstoffe: Dämmstoffe, Span- und Leichtbauwerkstoffe aus Moorpflanzen, die eine langfristige CO₂-Bindung ermöglichen und dank regionaler Produktion einen Beitrag zur Bioökonomie im Bausektor leisten.
- Papier, Kartonage und Verpackungen: Holzbasierte Fasern werden durch Paludibiomasse ergänzt. Fasergussformteile oder kompostierbare Pflanztöpfe fördern die Kreislaufwirtschaft.
- Aufbereitung von Nasswiesengräsern und Faserherstellung: Entwicklung effizienter technischer Verfahren zur Gewinnung anwendungsorientierter Fasern.
Die Nasswiesenbewirtschaftung eröffnet viele Chancen für innovative Produkte, die in den kommenden Jahren weiterentwickelt und marktfähig gemacht werden sollen.
Praxisimpulse zu Produkten und Verwertungsansätzen
Ein Höhepunkt der Veranstaltung waren Beiträge aus Landwirtschaft, Wirtschaft und Forschung, die funktionierende Verwertungsansätze zeigten. Die Klimafarm aus Schleswig-Holstein stellte ihre Bodenschutzmatten aus Moorbiomasse vor, die 2025 erfolgreich beim Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air eingesetzt wurden. Die Biologische Station Osterholz präsentierte das Paludi-Tiny-House, ein bewohnbares Modellhaus aus paludikulturellen Materialien, das das Potenzial von Mooraufwuchs als nachhaltigem Rohstoff veranschaulicht und von den Teilnehmenden direkt besichtigt werden konnte. Ergänzt wurden die Praxisimpulse durch die ATO – Aufwuchsverwertung Teufelsmoor-Osterholz und die istraw.projects GmbH, die laufende Projekte, Pilotverfahren und marktorientierte Nutzungskonzepte vorstellten.
Die Bandbreite der Ansätze reichte von Dämmstoffen über Matten bis hin zu weiteren innovativen Produkten – ein beeindruckendes Zeugnis des Innovationspotenzials der Moorbiomasse.
Ausblick
Die Ergebnisse der zweiten Sitzung des LivingLab Gremiums fließen in die Weiterentwicklung praxisnaher Wertschöpfungsketten ein. Die nächste Gremiumsveranstaltung ist für Herbst 2026 geplant. Bis dahin setzen die Unterarbeitsgruppen ihre Arbeit fort, um die wirtschaftliche Verwertung von Biomasse aus nasser Moorbewirtschaftung weiter voranzutreiben.
Hintergrund: Das Projekt „LivingLab Teufelsmoor“
Das Projekt läuft bis Ende 2032 und wird vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat aus Mitteln des Klima- und Transformationsfonds gefördert. Projektträgerin ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. Insgesamt gibt es sechs Projektinstitutionen: neben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sind das die Michael Succow Stiftung, das Niedersächsische Landvolk Kreisverband Osterholz e. V., die Technische Universität Dresden, das Johann Heinrich von Thünen-Institut und der Landkreis Osterholz.
Quelle: Pressemitteilung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen vom 11. Dezember 2025