Warum feuchte Böden unsere Zukunft sichern und was das mit Gartenbau, Verpackungen und Outdoorjacken zu tun hat

Die Fasern aus Moorpflanzen lassen sich zu Werkstoffen und Verpackungen verarbeiten
Die Fasern aus Moorpflanzen lassen sich zu Werkstoffen und Verpackungen verarbeiten© Dr. Carsten Lühr

Moore sind in Deutschland zwar nur auf etwa fünf Prozent der Fläche zu finden, doch ihre Relevanz für das Klima ist enorm. Entwässerte Moore emittieren jährlich etwa 53 Millionen Tonnen Treibhausgase, was rund sieben Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen ausmacht. Das entspricht in etwa der Hälfte der gesamten Emissionen des deutschen Straßenverkehrs pro Jahr.

Wenn trockengelegte Moore wiedervernässt werden, setzt der Effekt, CO2 in Form von Kohlenstoff im Boden zu binden, wieder ein. Moorpflanzen, die einen hohen Wasserstand benötigen, wachsen erneut. Diese natürliche Klimaleistung rückt eine besondere Form der Landnutzung in den Mittelpunkt: die Paludikultur (lateinisch palus „Morast, Sumpf“ und cultura „Bewirtschaftung“).

Neue Herausforderung für die Landwirtschaft: Wirtschaften mit nassen Füßen

Paludikultur bedeutet, Moore feucht zu halten und diese nassen Flächen land- sowie forstwirtschaftlich zu nutzen. Statt entwässerte Flächen als Grünland zu verwenden, wachsen hier zum Beispiel Schilf, Seggen und Rohrkolben, die Wasser lieben. Darunter eine ganze Reihe, die zu neuen, nachhaltigen Produkten verarbeitet werden können.

Was zunächst nach Nische klingt, entwickelt sich derzeit zu einem echten Innovationsfeld. Baumaterialien, kompostierbare Verpackungen und Einweggeschirr, Gartenerde und sogar Füllmaterialien für Outdoorjacken lassen sich aus diesen Pflanzen herstellen. Nasswiesengräser werden zu Heizpellets gepresst. Schilf und Seggen kommen bei der Biogaserzeugung zum Einsatz. Besonders spannend: Einige Pflanzen, wie der Sonnentau, finden auch in der Naturmedizin Verwendung. Er steckt in Hustensäften oder Bonbons.

Nachhaltig bauen, gärtnern, konsumieren

Viele dieser Produkte könnten schon bald im Alltag sichtbarer werden. Torfersatz ist im Gartenbau längst ein Thema. Dort ersetzen Moorpflanzen wie Torfmoos, Rohrkolben und Nasswiesengräser zunehmend Torf in Blumenerden und tragen so aktiv zum Moor- und Klimaschutz bei. Auch beim Hausbau tut sich etwas: Dämmmaterialien aus Schilf oder Nasswiesengräsern gelten als umweltfreundliche Alternative zu Styropor oder Glaswolle.

Einige Start-ups tüfteln zudem an Folien aus Biokunststoff auf Basis von Moorpflanzen, die herkömmliches Plastik ersetzen könnten. Und in der Textilbranche werden erste Stoffe aus Wollgras und Rohrkolben als ökologische Alternative zu Daunen und Synthetik getestet.

Wer fördert das und wie geht es weiter?

Hinter vielen dieser Entwicklungen steht das Bundeslandwirtschaftsministerium, das Landwirtschaftsbetriebe bei der Umstellung auf Paludikultur unterstützt und zahlreiche Forschungsprojekte fördert. Das Ziel: Mit Wiedervernässung einen wichtigen Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung leisten und gleichzeitig neue Einkommensperspektiven für Landwirtinnen und Landwirte schaffen.

Wer mehr erfahren möchte, findet unter moor.fnr.de weiterführende Informationen, Einblicke in laufende Projekte und praktische Tipps rund um Paludikultur, Moorbodenschutz und nachhaltige Produkte.


Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. vom 28. Juli 2025