In einem weltweit einmaligen Feldversuch erprobte die Universität Greifswald zusammen mit dem langjährigen Praxispartner Torfwerk Moorkultur Ramsloh sowie der Universität Rostock erfolgreich den Anbau von Torfmoosen (Sphagnum) auf wiedervernässten, zuvor als Grünland genutzten Hochmoorflächen. Die Torfmoose eignen sich zur Herstellung von Pflanzerde, gleichzeitig ist der Anbau mit deutlich weniger Klimagas-Emissionen verbunden als die Grünlandnutzung. Zudem bietet er einen Lebensraum für viele seltene, moortypische Tier- und Pflanzenarten.

In dem Projekt erprobte die Uni Greifswald den von ihr entwickelten und als Paludikultur bezeichneten Ansatz der Bewirtschaftung wiedervernässter Hochmoore auf insgesamt ca. vier Hektar (davon gut zwei ha Torfmoose, der Rest Fahrdämme) im niedersächsischen Hankhauser Moor. Im Ergebnis ließ sich eine gut wachsende Torfmooskultur auf Hochmoorgrünland nicht nur etablieren, verglichen mit natürlich vorkommenden Torfmoosen waren die Zuwächse sogar beeindruckend hoch. Entscheidend hierfür ist ein permanent hoher Wasserstand. Auf einem Teil der Flächen traten auch Konkurrenzpflanzen und Pilze auf. Während erstere sich durch regelmäßige Mahd (alle 14 Tage bis monatlich in der Vegetationsperiode) kontrollieren ließen, konnten die Forscher gegen die auftretenden Pilze noch kein Mittel finden.

Die schnelle Bestandsetablierung und das gute Wachstum der Torfmoose ermöglichen die erste Ernte schon nach drei Jahren. Ein maschinelles Verfahren dafür wurde im Projekt kleinflächig erprobt, großflächige Ernten wollen die Forscher in einem Folgeprojekt testen. Erst dann können sie das Verfahren mit allen Kosten und erzielbaren Erlösen betriebswirtschaftlich bewerten.
Positive volkswirtschaftliche und ökologische Effekte stehen hingegen schon jetzt fest: Dazu gehören Treibhausgaseinsparungen beim Anbau und durch den Ersatz von torfhaltigen Pflanzsubstraten, denn der Torfabbau und die Trockenlegung von Mooren sind klima- und umweltschädlich. Außerdem kann durch Torfmooskultivierung nährstoffhaltiges Wasser gefiltert werden und es entstehen Lebensräume für seltene Arten sowie eine Langzeitperspektive für die Moornutzung.

Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Informationen und die Abschlussberichte stehen auf fnr.de unter den Förderkennzeichen 22022308 und 22009910 zur Verfügung.

Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. vom 7. Juli 2016