Erkenntnissen zu Agroforstsystemen in Niedersachsen
Am 16. Oktober lud der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. zum Abschlusstreffen des Agroforstprojektes ELAN (Evaluierung von Chancen und Hürden für die Etablierung und die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Agroforstsysteme in Niedersachsen) ein. Die Projektpartner und weitere Akteure aus Praxis, Wissenschaft, Verwaltung und Politik nutzten die Gelegenheit, sich über aktuelle Forschungsergebnisse, Praxiserfahrungen und politische Rahmenbedingungen auszutauschen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Ergebnisse des Projektes von der Universität Göttingen, dem Julius-Kühn-Institut und dem DeFAF e.V.. Die Untersuchungen belegten, dass Agroforstsysteme großes Potenzial für den Klimaschutz bieten. Neue Pflanzungen weisen zwar in den ersten Jahren noch keine Vorteile auf, doch mit zunehmendem Alter speichern sie mehr organischen Bodenkohlenstoff als Ackerflächen ohne Gehölze. Messwerte des organischen Kohlenstoffs lagen bei älteren Hecken deutlich höher, was sich auf ältere Agroforststreifen übertragen lässt. Auf der Feldbesichtigung des Agroforstsystems von Landwirt Henning Rehren wurde von Wissenschaftlern der Universität Göttingen der Ablauf der Messungen direkt im Feld demonstriert.
Neben dem Beitrag zum Klimaschutz wurde auch die Pflanzengesundheit im ELAN-Projekt mit der Untersuchung von 10 Fusarien-Arten (Pilzarten, die Pflanzenkrankheiten verursachen) bei Winterweizen unter die Lupe genommen. Hier wurden sowohl im Agroforst als auch in der Reinkultur ohne Gehölze keine ökonomisch relevanten Grenzwerte überschritten. Damit bleibt die Pflanzengesundheit in Agroforstsystemen auf gleichem Niveau wie auf klassischen Ackerflächen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen durch die erhöhte Vielfalt auf Dauer von positiven Effekten auf die Pflanzengesundheit aus. Weiterhin wurde aus anderen Projekten berichtet, dass v.a. Nützlinge in der Baumreihe gefördert wurden.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes lag auf der Frage, warum Landwirtinnen und Landwirte Agroforstsysteme umsetzen und welche Hürden sie dabei erleben. Als wichtige Motivation nannten die Partnerbetriebe Nachhaltigkeitsaspekte (z.B. Biodiversitätssteigerung und Habitatvernetzung), die Anpassung ihrer Flächen an den Klimawandel (z.B. Erosionsschutz und Schutz vor Austrocknung) und langfristige Einkommensalternativen mit Agroforst (z.B. durch eigene Wärmeproduktion oder Holzertrag). Demgegenüber stehen jedoch Herausforderungen wie hohe Planungs- und Umsetzungskosten, wenig Wissen in dem Bereich, Unsicherheiten zu Rechtslagen oder Genehmigungsverfahren.
Dass die Politik diese Herausforderungen zunehmend in den Blick nimmt, zeigte der Beitrag von Miriam Staudte vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium: „Agroforstsysteme bieten wichtige Chancen für Klima- und Bodenschutz. Unser Ziel ist es, Agroforstsysteme dort einzurichten, wo es ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist. Bei vielen landwirtschaftlichen Betrieben bestehen jedoch noch Unsicherheiten. Daher sollten die Beratungen für die Betriebe weiter ausgebaut und die rechtlichen Rahmenbedingungen im Dialog mit der Praxis stetig weiterentwickelt werden.“ Mit der Förderrichtlinie für Agroforstsysteme fördert das Landwirtschaftsministerium die Einrichtung von Agroforstsystemen mit bis zu 5.271 Euro je Hektar Gehölzstreifen.
Die Veranstaltung endete mit einem offenen Austausch und einem klaren Fazit: Agroforstsysteme sind ein Baustein für eine klimafreundliche und zukunftsfähige Landwirtschaft – vorausgesetzt, Wissenstransfer, Netzwerke, sowie politische und behördliche Unterstützung greifen ineinander.
Über das Projekt ELAN
Das Projekt „ELAN – Evaluierung von Chancen und Hürden für die Etablierung und die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Agroforstsysteme in Niedersachsen“ wurde durch das Land Niedersachsen gefördert und lief von [Projektbeginn einsetzen] bis 2025. Ziel war es, Grundlagenwissen zur Leistungsfähigkeit von Agroforstsystemen zu erarbeiten und praxisnahe Empfehlungen für deren Umsetzung zu entwickeln.
Pressemitteilung des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft e.V.vom 20. Oktober 2025