Praktiker und Wissenschaftler informieren sich über die Reinigung von Oberflächenwasser durch den Einsatz von Algen

Anfang November 2022 war es wieder soweit: Auf der Biogasanlage der B.E.S. steht der GICON-Photobioreaktor, welcher im Projekt ÖkoPro gebaut wurde und durch den die „grüne Suppe“ in den Röhren zirkuliert. Biogasanlagenbetreiber Eberhard Schulte-Siering stellt auf dem 10. Niedersächsischen Algenstammtisch nicht nur seine Anlage vor, sondern schildert eindrucksvoll das drängende Problem, das über 9.500 Biogasbetriebe in Deutschland immer stärker beschäftigt: die Lagerung und Ausbringung des zu sammelnden Regenwassers auf Siloflächen und Fahrwegen sprengt alle Kapazitäten. Dieses Oberflächenwasser enthält zu viele Nährstoffe, als dass es einfach so eingeleitet werden könnte, gilt aber auch nicht als Dünger.

Sascha Hermus vom 3N Kompetenzzentrum des Niedersachsen Netzwerks Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. – kurz 3N – leitet dann vor Biogasanlagenbetreibern, Wissenschaftlern, Fachfirmen und Behörden von der Problemstellung auf den wissenschaftlich-praktischen Teil bei diesem Treffen über und stellt das Projekt ÖkoPro beim gemütlichen Teil des Abends vor 40 Teilnehmern auf Gut Vennloh vor. Die Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft zeigen anschließend auf, welche Möglichkeiten im Labor bestehen, verschiedene Oberflächenwässer von Biogasanlagen mit unterschiedlichen Algenstämmen zu innokulieren und nach der Nährstoffaufnahme auch noch eine maßgeblich werthaltige Biomasse zu generieren. Dass die Schadstoff-Werte keine bedenklichen Grenzen sprengen, sowohl beim Oberflächenwasser als auch bei der Algenbiomasse, untersucht das Toxikologische Institut aus Kiel und gibt bisher grünes Licht bei allen untersuchten Chargen.

Ob die Algen als Tierfutter oder gar als Rohstoff für die Kosmetikindustrie vermarktet werden können, hängt von den erfüllbaren Qualitätsstandards ab. Diesen Fragen gehen die Partner microganic und oceanBASIS nach. Die potentiellen Verfahren und Kosten der Ernte der Algen aus dem Abwasser sind weitere offene Punkte in der Rentabilitätsfrage einer Algenproduktion.

Im Anschluss an den informativen Teil hatten die Teilnehmer des Stammtischs Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und sich mit den Akteuren ausgiebig auszutauschen.