Zunächst sei festgestellt, dass die im vorigen Abschnitt beschriebenen Möglichkeiten der Wieder- oder Weiterverwendung von gebrauchten Holzprodukten und -resten auch als regionale Holzverwendung anzusehen sind. Die lokale Wertschöpfung wird erhöht und es wird Energie gespart, weil die Produkte oder Halbfertigwaren nicht neu produziert und herangefahren werden müssen. Auch das Energieholz wird weitestgehend auf lokaler Ebene verwertet.

Das Stamm- und Industrieholz muss dagegen wegen des Fehlens entsprechender Industriebetriebe im Landkreis Harburg ca. 50 bis 400 km weit transportiert werden. Dieser Transportaufwand könnte etwas reduziert werden, wenn mehr Holz vor Ort in runder Form verwendet oder mit einer Mobilsäge eingeschnitten würde.

Möglichkeiten der Rundholznutzung


Volle oder halbierte schwächere Rundhölzer werden in größerem Umfang und meist kesseldruckimprägniert als z.B. Baum- und Zaunpfähle, Jägerzäune oder auch für den Bau von Hütten eingesetzt. Mit Hilfe einer Schälmaschine oder Rundstabfräse könnten Waldbesitzer so ihr Schwachholz zur Deckung örtlichen Bedarfs aufbereiten. Tatsächlich werden gefräste (und imprägnierte) Rundhölzer aber überwiegend aus Osteuropa - insbesondere Weißrussland - importiert, da die Arbeitskosten dort wesentlich geringer sind.

Eine Verwendung von stärkerem Rundholz im Bauwesen wäre grundsätzlich möglich. In Österreich gibt eine etliche Beispiele insbesondere für landwirtschaftliche Bauten mit Rundholz, das nur einseitig geglättet odergefräster Form eingesetzt wird. In den USA verwendet die Firma Wholetrees Baumstämme zum Teil sogar mit Ästen für interessante Konstruktionen verschiedenster Art. Ein grundlegendes Problem bei solchen Bauten dürfte in Deutschland sein, die statische Berechnung dafür durchzuführen. Es gibt aber durchaus Projekte, die zeigen, dass es gehen kann: Bei der EXPO 2000 in Hannover wurden nicht nur die riesigen Holzschirme (EXPO-Dach) auf halbierten starken Weißtannenstämmen befestigt, sondern in dem spektakulären „Holländischen Pavillon“ tragen ganze Buchenstämme die obersten Stockwerke.

Ein spezieller Einsatzbereich für Rundholz kann auch der Bau kleiner Brücken sein.

Einsatz mobiler Sägetechnik


Der Einsatz von mobilen Sägen lohnt sich unter den heutigen Rahmenbedingungen finanziell nur unter sehr speziellen Umständen bei:

  • sehr geringem bzw. verstreutem Anfall von Rundholz (z.B. einzelne Windwurfstämme)
  • seltenen Holzarten oder sehr großen Dimensionen
  • besonders geringen Arbeitskosten (z.B. Eigenarbeit)
  • eigener Verwendung des Schnittholzes und der Nebenprodukte
  • eigener weiterer Veredelung des Holzes zu besonderen Produkten.

Sind nicht mehrere solcher Umstände gleichzeitig gegeben, ist es günstiger das Holz zum entfernten Sägewerk zu fahren und den eigenen Holzbedarf im Holzhandel zu decken.

Immerhin können einige wenige Unternehmen im LK Harburg ihre Existenz zumindest teilweise durch die lokale Wertschöpfung mit dort gewachsenem Holz sichern (Beispiel). Voraussetzung dafür sind gute Kenntnisse des Marktes und die technischen Fähigkeiten zum Betrieb einer Mobilsäge.

Verwertung von Kiefernstarkholz im Rahmen eines regionalen „Holzclusters“

Ein naturaler Ansatzpunkt für ein regionales Holzproduktecluster in der Nordheide könnte die Zunahme des Bestandes an alten und dicken Kiefern sein, die von konventionellen Sägewerken nicht gerne abgenommen werden. Die Stärke der Stämme und ihr hoher Anteil an Kernholz bieten Ansatzpunkte für ungewöhnliche Bearbeitungs- und Verwertungsoptionen, die im Folgenden vorgestellt werden.

Kiefernkernholzprodukte

Das farbige Kernholz der Kiefer enthält Wirkstoffe, die Bakterien und Pilze nachweisbar abtöten. Die Willms GmbH in Bad Essen hat zahlreiche Produkte für den florierenden Gesundheitsmarkt entwickelt, die auf dieser Eigenschaft basieren.

Für den Landkreis Harburg wäre denkbar, die lokale Ressource „Kiefernstarkholz“ in diesem Sinne zu gezielt verarbeiten und zu vermarkten: Unter Einsatz der geringen vorhandenen Sägekapazitäten (Zimmerei Zahlmann in Wintermoor, Sägewerk Harms in Egestorf und die mobilen Kleinsäger), mit Hilfe einer eventuell neu zu schaffenden Holztrocknungseinrichtung, die die Abwärme einer Biogasanlage nutzt und In Kooperation mit einigen engagierten und innovativen Tischlereiunternehmen ließen sich spezielle Produkte herstellen. Beim Marketing für das „Heideholz“ könnten neben dem Aspekt der regionalen Herkunft drei Ansätze verfolgt werden:

a) Wohngesundheit

Gesundheitseffekte sind besonders wirksame Argumente im Marketing. Das Image von Holz ist durch die Diskussionen um Holzschutzmittelprobleme und Formaldehydemissionen in den letzten 20 Jahren etwas geschädigt worden. Umso besser kann deshalb damit geworben werden, dass es solche Probleme mit den beworbenen Produkten nicht geben kann:

Mit modernen CNC-Anlagen können Massivholzmöbel und -türen heute leim- und auch metallfrei hergestellt werden damit die höchsten Ansprüche von Allergikern und von Menschen befriedigen, die Metallteile am Bett als gesundheitliche Gefährdung ansehen. Die keimtötenden Eigenschaften des Kiefernkernholzes können bei dessen Nutzung für die Herstellung von Betten, Türklinken, Türen, Wandverkleidungen, Schreibtischen usw. sinnvoll eingesetzt und vermarktet werden.

b) Grüne Beschaffung

Ein weiterer Ansatz für das Marketing könnten die aktuellen Bestrebungen zur „grünen Beschaffung“ sein: „Umweltorientierte Auftragsvergabe (Green Public Procurement, GPP) ist ein wichtiges Instrument zum Erreichen der umweltpolitischen Ziele im Zusammenhang mit dem Klimawandel, der Ressourcennutzung sowie der Nachhaltigkeit in Produktion und Verbrauch, und zwar insbesondere angesichts der Bedeutung der Ausgaben des öffentlichen Sektors für Waren und Dienstleistungen in Europa.“ Eine zentrale Anleitung der Europäischen Kommission für öffentliche Auftraggeber zur Beschaffung umweltfreundlicher Waren und Dienstleistungen beschreibt den Hintergrund und die Methodik ausführlich.

Umweltfreundliche und regional erzeugte Büromöbel aus Massivholz passen sehr gut in dieses Konzept und könnten durch entsprechend gestaltete Ausschreibungen gefördert werden. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. bietet zu diesem Thema viele Anregungen auf einer speziellen Website.

c) Tourismus

Geeignete „Heideholz“-Produkte könnten an touristischen Schwerpunkten an Besucher vermarktet werden. Da kämen zunächst kleinere Produkte wie Käsebrettchen, Honiglöffel, Türklinken usw. in Frage, die man als Tourist mitnehmen kann. Zugleich könnte man damit aber auch für größere Objekte, wie z.B. Betten und Büromöbel werden, die man über das Internet verkaufen könnte.

Aufbau einer Brettsperrholzproduktion

Kiefernholz wird für bauliche Zwecke ungern genommen. Bei den üblichen Zimmererarbeiten bevorzugt man das leichtere Fichtenholz und zumindest bei sichtbaren Verwendungen wird es wegen der häufig vorkommenden Splintverfärbungen durch Bläue gemieden. Unproblematisch ist es bei nicht sichtbarer Verwendung und maschineller Förderung, also vor allem im Fertighausbau. Ein weiterer Einsatzbereich könnten die inneren Lagen von Brettsperrholz (BSP) sein. Dieser moderne Baustoff für den Bau großer Gebäude wird in Norddeutschland bisher kaum produziert, sondern zunehmend aus Skandinavien (oder Süddeutschland) importiert. Bei der ständig wachsenden nationalen und internationalen Nachfrage nach BSP könnte eine neue Produktionsstätte im Raum Hamburg sinnvoll sein.

Das Beispiel Appenzeller Holz zeigt die innovative Herstellung (mit Holzdübeln) und Verwendung von Brettsperrholz. Die dazugehörige Produktionsanlage kommt von technowood. Alternativ dazu gibt es Anlagen zur Verleimung von Brettsperrholz z.B. von Fa. Kallesoe Machinery A/S. Im Rahmen des Projektes „Holzbausystem Südharz“ wurde ein Hybrid-Brettsperrholz mit Kiefern- und Buchenholz, sowie Holzdämmstoffplatten mit Buchenholzanteilen entwickelt.

Erzeugung von Qualitätsholz mit stehenden Jahresringen durch Sternsägen

Der Einschnitt von Starkholz bietet besonders gute Möglichkeiten, hochwertige Bretter mit stehenden Jahresringen (Riftschnitt) zu erzeugen, die besonders formstabil sind. Wenn es gelingt, diese Bretter sinnvoll zu vermarkten könnte es sinnvoll sein, ein örtliches Spezialsägewerk mit Sternsägetechnologie zu bauen.

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