Nachdem die Verwendung von synthetische Düngemitteln (Kunstdünger) und Wirtschaftsdünger sich seit mehr als 100 Jahren auf Bedarf der Nutzpflanzen fokussiert hat, setzt sich heute langsam die durch wissenschaftliche Studien belegte Erkenntnis durch, dass es wirksamer und effektiver wäre, das Bodenleben (besonders Bakterien und Pilze) über Pflanzenwurzeln gezielt mit Nahrung (zuckerhaltige Wurzelexsudate) zu versorgen. Denn nur so lässt sich Stickstoff aus der Luft und vieler anderer Nährstoffe aus dem Boden für die Pflanzen verfügbar machen und gleichzeitig die Struktur für die Wasseraufnahme und -speicherung optimieren. Beim zweiten Feldtag am 25.03. 2025 wies Dr. Sonja Dreymann darauf hin, dass für das Leben der Bakterien ist auch das C/N-Verhältnis wichtig sei: Mikroorganismen bräuchten Stickstoff, wenn es viel Kohlenstoff gäbe und Kohlenstoff, wenn es viel Stickstoff gäbe! Daher sollte man das N-Management zun C/N-Management erweitern!

Eine genaue Betrachtung des Wurzelwerks der Kulturpflanzen und der Konsistenz des Bodens zeigt, ob das Bodenleben in Ordnung ist.
Eine weitere Vorraussetzung für die Entwicklung eines funktionsfähiges Bodenlebens sei aber auch die richtige Versorgung mit Kationen: Calcium (Ca++) ist entscheidend für Bildung von Ton-Humus-Komplexen, die wiederum eine Voraussetzung für die Bildung der Poren sind, in denen sich die Bakterien ansiedeln. Zu wenig Calcium bzw. zu viel Magnesium verhindern die Brückenbildung zwischen Ton und Humus. Ideal sind 60 - 70% Ca-Sättigung und 10 - 20% Mg-Sättigung (Summe = 80%). Dabei sollte das Verhältnis bei Sandböden 60:20, bei Lehmböden 68:12 und bei Tonböden 70:10 betragen. Kalium-reiche Gülle oder Gärreste können insbesondere bei den relativ verbreiteten Calcium-Mangel zu einem Ungleichgewicht und damit zur Verschlämmung der Böden (= Verschluss der Poren) und damit zu einem schlechteren Wachstum führen. Somit kann nicht nur der Mangel, sondern auch der Überschuss eines Nährstoffes zu Ertragseinbußen führen!

Wenn die Poren des Bodens infolge Calcium-Mangels und gestörten Bodenlebens verschlämmt werden, kann das Regenwasser nicht versickern und auch aus 2 m hohen Maisbeständen noch herauslaufen und zu Schlammfluten führen.
Im Praxisteil des Feldtages auf dem Hof von Felde in Soltau-Wolterdingen wurde u.a. ein Weizenfeld besichtigt, das am 3.10.2024 per Direktsaat in die hohe Zwischenfrucht (Planting Green) entstanden war (Fotos: Thees von Felde):

Thees von Felde schrieb dazu: "Wir machen seit zwei Jahren Direktsaat. Wir walzen nach der Saat mit einer Cambridge-Walze, da wir keine Messerwalze haben. Die Zwischenfrucht und der Ausfallraps werden nach der Saat mit geringer Aufwandmenge chemisch abgetötet. Durch die Bodenbedeckung ist dann aber kein weiteres Bodenherbizid nötig, also sparen wir im Schnitt Herbizide ein. Die Zwischenfrucht war eine DSV AquaPro mit zusätzlichen Perserklee und die Vorfrucht war Raps. Sie wurde am 18.07. ausgesät."

Ende Oktober 2024 kämpfte sich der Weizen erfolgreich durch die Mulchdecke ...

... und am 23.04.2025 zeigte sich ein geschlossener und wüchsiger Weizenbestand!