
Bei einer Veranstaltung der Umweltstiftung Michael Otto am 29.04.2025 in Hamburg stellten Dr. Christine Chemnitz (ganz rechts) und Prof. Dr. Harald Grethe (ganz links) von Agora Agrar die wesentlichen Ergebnisse ihrer neuesten Studie (2024) vorgestellt: Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Ernährung in einer klimaneutralen EU. Die Landnutzungssektoren als Teil eines nachhaltigen Ernährungssystems und der Bioökonomie. Sie diskutierten die Ergebnisse und die ihnen zugrundeliegenden Annahmen ausgiebig, u.a. im Rahmen einer Podiumsdiskussion (v.l.n.r.) mit Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes e. V. Andrea Schwalber, Sustainability Manager bei der Nestlé Deutschland AG und stellv. Vorstandsvorsitzende von Food for Biodiversity und Myriam Rapior, stellvertretende Bundesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND).
Auch wenn manche Aspekte der Studienergebnisse kritisch gesehen wurden, so waren sich die Teilnehmenden in einem Punkt einig: Die Anlage neuer Agroforstsysteme stellen eine sehr sinnvolle Maßnahme für den Klimaschutz, die Klimaanpassung und die Produktion von Rohstoffen für die angestrebte Bioökonomie dar! Sogar Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband sagte: „Agroforstsysteme sind großartig und fehlen in einigen Regionen Deutschlands!“. Er äußerte aber Zweifel, dass diese reichten, um den Umstieg auf nachwachsende Rohstoffe zu schaffen, obwohl das Konzept von Agora Agrar die Anpflanzung von Kurzumtriebsplantagen, Agroforstwirtschaft und Miscanthus EU-weit auf rund 13 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Flächen zwischen 2025 und 2045 vorsieht!
Die erforderlichen landwirtschaftlichen Flächen würden durch die Reduzierung des Anbaus von Futtermitteln und auch von Biobrennstoffen frei werden. Biomasse sollte vorrangig stofflich genutzt werden, weil Energie effizienter durch Wind- und Solaranlagen zu gewinnen sei. Pflanzenbasierte Rohstoffe, z.B. im Bereich Verpackung, wären auch zunehmend gefragte Möglichkeit in der Wirtschaft, den ökologischen Fußabdruck von Unternehmen zu senken.
Agroforstsysteme könnten auch ein sehr guter Ansatz sein, um die Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen. Es wurde in der Diskussion betont, dass die Erhaltung der Artenvielfalt gerade auch von der Lebensmittelindustrie als ebenso wichtig angesehen wird, wie der Klimaschutz. Letztlich hänge die Lebensmittelproduktion davon ab, dass es z.B. genügend Bestäuberinsekten und Bodenleben gebe. Leider gibt es bei dieser nicht so klare Messwerte wie die Treibhausgasemissionen. Die Zusammenstellung entsprechender Daten könnte sehr helfen, die Anlage von Agroforstsysteme als Biodiversitätsförderung zu „verkaufen“, auch im wörtlichen Sinne, wenn die Landwirte dafür Geld bekommen würden wie für die Kohlenstoffspeicherung.