Bei der Diskussion um die Pflanzung von zusätzlichen Bäumen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, insbeondere in Form von "neuartigen Agroforstsystemen" werden oftmals einzelne Gegenargumente aufgeführt, ohne dass die ganze Vielfalt der Vorteile dieser Systeme berücksichtigt wird bzw. in Abwägungen einfließt. Daher seien die zehn wichtigsten Aspekt hier noch einmal kurz zusammengefasst:
1. Wind- und Erosionsschutz
Von klassischen Knicks und Wallhecken in Nordeutschland bis zu breiten Windschutzstreifen in der Ukraine: Landwirte versuchen teilweise schon seit langem, die Winderosion und die austrocknenden Winde durch Gehölze zu mindern. Im Bergland können Gehölzstreifen auch die Wassererosion ausbremsen.

Bild 1: Wenn der Sand die Kulturpflanzen verschüttet ist der Bedarf an Windschutz offensichtlich!
2. Kühlung der Landschaft allgemein
Was in Agroforstfachkreisen schon länger erklärt und im Landkreis Wolfenbüttel jetzt konsequent umgesetzt wird, hat jetzt auch eine neue Studie für ganz Deutschland bestätigt: Je mehr grüne Pflanzen (insbesondere Gehölze) in der Landschaft sind, desto geringer ist dort einerseits die Durchschnittstemperatur und desto mehr Regen fällt dort. Die erhöhte Wasserverdunstung kühlt und fördert die Bildung von Wolken, die wiederum auch zur Kühlung beitragen.
3. Förderung des Tierwohls
Gerade die Kühlung durch Gehölze an heißen Sommertagen ist für Tierhalter (Hühner, Rinder, Pferde usw.) ein wichtiges Argument für mehr Bäume auf Weideflächen. Diese können außerdem auch Futterlaub liefern, das die Tierernährung vielfältiger und sicherer (in Dürreperioden!) machen kann.

Bild 2: Gehölzstreifen können artenarme Ackerschläge ökologisch sehr bereichern und bieten wertvolle Saumbiotope
4. Biologische Vielfalt
In ausgeräumten Landschaften kann selbst eine Doppelreihe Pappeln zu einer erheblichen Steigerung der Artenvielfalt und damit auch zu verbesserten Möglichkeiten der biologischen Schädlingsbekämpfung führen! Neben Nist- und Versteckmöglichkeiten für Wirbeltiere bieten sie Ernährungs- und Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten (z.B. Wildbienen, Laufkäfer, Schmetterlinge) und Refugien für Bodenlebewesen (Regenwürmer, Pilze usw.).
5. Biotopvernetzung
Gehölzstreifen schaffen Verbindungen zwischen verschiedenen Biotopen wie Wäldern, Hecken, Feuchtbiotopen usw.. So wurde beispielsweise festgestellt, dass sie Fledermäusen als Leitstrukturen beim Überfliegen offener Landschaften (Transferflügen zwischen Quartier und Nahrungshabitat) und in einem gewissen Maße auch Jagdlebensraum dienen.
6. Gewässerschutz
Gehölzstreifen entlang von Gewässern tragen zu deren "Gesunderhaltung" bei: Schatten reduziert die sommerliche Überhitzung, die Abdrift von Pflanzenschutzmitttel wird vermindert und Baumwurzeln können Stickstoff- und Phosphatzuflüsse von benachbarten Ackerflächen ausfiltern.
7. Wirtschaftliche Diversifizierung
Agroforstsysteme sind per se Wirtschaftsysteme, sollen also (im Gegensatz zu Hecken) einen direkten Beitrag zum Einkommen eines landwirtschaftlichen Betriebes leisten. Das geschieht in der Praxis derzeit noch am ehesten durch die Produktion von Holz, insbesondere von Energiehackschnitzeln.
8. Rohstoffe für die Bioökonomie
Die Abkehr vom Erdöl als Rohstoff für viele Produkte erfordert eine verstärkte Nutzung insbesondere von Holz. Da die nachhaltige Holzproduktion im Wald nicht mehr gesteigert werden kann, bietet sich der Anbau in Agroforstsystemen an. Auch für den klassischen Holzeinsatz könnten vermehrt Pappeln aus Agroforstsystemen verwendet werden.
9. Pflanzenkohle und BEECS
Die Produktion und Nutzung von Pflanzenkohle wird als wichtige Negativemissionstechnologie angesehen. Ebenso wie für BEECS (Bioenergy with Carbon Capture and Storage) werden dafür große Mengen an zusätzlichem Holz benötigt, das pyrolysiert, bzw. energeitsch genutzt werden kann. Wie auch im Falle der Bedürfnisse der Bioökonomie bieten sich hier Agroforstsysteme an, da die Holzproduktion in Kurzumtriebsplantagen landwirtschaftliche Fläche verbrauchen und nicht so viele positive Nebeneffekte haben würde.
10. Klimaschutz und Klimawandelanpassung
Im Rahmen der Weiterentwicklung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz wurde am 25.09.2025 vom BMUKN aus guten Gründen auch die Förderung von Agroforstsystemen und Strukturelementen in der Agrarlandschaft vorgeschlagen. Durch solche Gehölzpflanzungen lässt sich die Kohlenstoffspeicherung auf Ackerflächen deutlich und gut messbar erhöhen und zugleich kann den Folgen den Klimawandels (Dürren, Starkregen mit Erosionsgfahr) aktiv entgegengewirkt werden (siehe oben!).