Seit 2011 und damit dem Jahr des Reaktorunfalls von Fukushima konnten fast alle Länder ihre Ökostromerzeugung deutlich ausbauen. Am stärksten war die Entwicklung im Saarland und in Schleswig-Holstein, die mit einem Wachstum um 141 bzw 131 Prozent den im Land produzierten Strom aus Wind, Sonne, Biomasse und Co. in nur fünf Jahren deutlich mehr als verdoppeln konnten. Dies zeigen neue Daten, die in einem aktualisierten AEE-Hintergrundpapier zum Stromsektor in den Bundesländern zusammengefasst sind. Neben der Zusammensetzung der Stromerzeugung werden auch Entwicklungen bei der Ökostromerzeugung, die Effizienz der Stromnutzung sowie die Klimawirkung des Kraftwerksparks in den Ländern beleuchtet.

Übersichtskarte zum Strommix in den Bundesländern und zur Höhe und Zusammensetzung des Anteils Erneuerbarer Energien
Übersichtskarte zum Strommix in den Bundesländern und zur Höhe und Zusammensetzung des Anteils Erneuerbarer Energien

Die nun für alle Bundesländer verfügbaren Statistiken des Jahres 2016 zeigen deutschlandweit erneut ein Wachstum der Erneuerbaren-Stromerzeugung – auch wenn dieses bedingt durch ein schwaches Windjahr nur minimal (+ 0,87 Mrd. Kilowattstunden) und damit deutlich geringer als im Vorjahr (+26,3 Mrd. kWh) ausfiel. Da die Windenergie die Ökostromerzeugung vieler Bundesländer prägt, kam es in den Regionen zu sehr unterschiedlichen Entwicklungen: Vor allem in den östlichen Bundesländern sowie in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen, wo die Windenergie jeweils den größten Beitrag zum Erneuerbaren-Anteil der Stromerzeugung liefert, kam es zu einem leichten Rückgang der Stromerzeugung aus regenerativen Quellen. Auch in Niedersachsen und Schleswig.Holstein machte sich das schwache Windjahr bemerkbar, wenngleich es dort durch einen starken Zubau von Windenergieanlagen kompensiert wurde. So konnte die produzierte Ökostrommenge stabil gehalten (Niedersachsen) bzw. noch deutlich ausgebaut werden konnte (Schleswig-Holstein).

Im Süden, wo die Windenergie weniger prägend ist, gab es dennoch gerade durch den Ausbau dieser Technologie ein weiteres Wachstum des erneuerbaren Stroms. Spitzenreiter ist hier das Saarland, das allein von 2015 auf 2016 über 30 Prozent mehr Ökostromerzeugung verzeichnen konnte. Hinsichtlich der mehrjährigen Entwicklung ist in fast allen Bundesländern (bis auf Berlin) ein deutliches Wachstum der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zu messen, gegenüber 2011 liegt selbst geringste Erzeugungssteigerung (in Hamburg) bei rund 20 Prozent, Spitzenreiter ist wiederum das Saarland mit einem Plus von 141 Prozent vor Schleswig-Holstein mit 131 Prozent mehr Ökostrom in dem Zeitraum 2011-2016.

„Der Ausbau Erneuerbarer Energien im Stromsektor ist sehr beeindruckend, wie nicht nur die gesamtdeutschen Zahlen immer wieder zeigen, sondern wie sich auch beim Blick in die Bundesländer bestätigt“, erläutert Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Für das Erreichen der Energie- und Klimaziele und die dafür notwendige Systemtransformation braucht es allerdings weiterhin einen dynamischen Zubau – und zwar über alle Technologien und Regionen hinweg. Dies trägt auch zur Stabilität eines regenerativen Versorgungssystems bei, da sich etwa Wind- und Solarenergie hervorragend gegenseitig ergänzen und bei ihrem deutschlandweiten Ausbau die Energieerzeugung überregional ausgeglichen werden kann.“

CO2-Emissionen der Stromerzeugung in den Bundesländern

Dass ein weiterer Ausbau der Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien und damit verbunden ein Rückgang der Erzeugung in fossilen Kraftwerken nötig ist, zeigt auch ein Blick auf die sehr unterschiedlichen CO2-Emissionen der Stromerzeugung in den Ländern:

Allein die drei Braunkohleländer Brandenburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen verursachen rund zwei Drittel der CO2-Emissionen der Stromerzeugung in Deutschland. Diese Bundesländer sind aber auch weiterhin Zentren der deutschen Energiewirtschaft und produzieren große Mengen Strom, sowohl für die ansässigen Schwerindustrien als auch für den Export in andere Länder. Beim Blick auf die spezifischen Emissionen, also dem Treibhausgasausstoß gemessen an der Stromproduktion, relativiert sich das Bild daher etwas: Zwar weist hier weiterhin Nordrhein-Westfalen vor Sachsen den höchsten Wert auf, Brandenburg hat wegen der umfangreichen Ökostromproduktion im Land etwas indes geringere spezifische Emissionen. Die niedrigsten CO2-Emissionen werden gemessen am Umfang der Stromerzeugung von Bayern, Schleswig-Holstein und Thüringen verursacht. Philipp Vohrer kommentiert:„Eine nachhaltige Stromproduktion ist der Schlüssel zu einem klimafreundlichen Energiesystem. Dafür braucht es nicht nur mehr Erneuerbare, sondern auch weniger fossile Energieträger. Erneuerbare Energien müssen, wollen und können Verantwortung für unsere Stromversorgung übernehmen.“

Das Hintergrundpapier finden Sie in der AEE-Mediathek.

Quelle: Pressemitteilung der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. vom 30. Mai 2018