Auf dem Kartoffelfeld des Betriebes Hermann Cordes in Wilstedt, Landkreis Rotenburg (Wümme) befindet sich der mehrjährig in die Fruchtfolge integrierte Düngungsvergleich, dessen nunmehr dreijährigen Ergebnisse jetzt wieder auf einer gut besuchten Präsenzveranstaltung vorgestellt und diskutiert werden konnten. Hierzu lud das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. nun als Projektkoordinator im Verbund mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die die Versuchsdurchführung übernommen hat, dem Landkreis Rotenburg (Wümme), den beteiligten Landwirten sowie den beteiligten Unternehmen aus der Region, Österreich und den Niederlanden ein.

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Mehr als 70 Vertreter*innen von landwirtschaftlichen Betrieben, Beratungseinrichtungen und Unternehmen aus dem Agrarbereich informierten sich auf dem Feldtag „Fruchtfolgen, Humusaufbau und Klimaschutz“ über klimaschonende Düngekonzepte. Ziel dieser Konzepte ist eine bei konstantem Ertrag reduzierte N- und P-Düngung, erreicht durch Verbesserung der Bodenstruktur, dem Aufbau von Humus sowie eine Effizienzsteigerung hinsichtlich der Verfügbarkeit von Nährstoffen aus organischen Düngern.

„Ich freue mich sehr, dass sich so viele auch weit angereiste Berufskolleginnen und -kollegen mit uns heute zu diesen wichtigen Fragen austauschen wollen“, betonte Betriebsleiter Cordes, der eingangs über seine positiven Betriebserfahrungen berichtete.

Christopher Straeter vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium hob in seinem Grußwort hervor, dass die Niedersächsische Ackerbaustrategie wie auch die auf Bundes- und EU-Ebene verfolgten Konzepte verstärkt Maßnahmen für eine nachhaltigere, klimaschonende Bewirtschaftung von Böden vorsehen. Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast habe sich bereits im letzten Jahr hier vor Ort ausführlich informiert und sie sei überzeugt, dass Praxisversuche auf Modellbetrieben eine besonders wichtige Funktion für die Umsetzung haben.

„Eine effiziente Nährstoffausnutzung ist Voraussetzung, um den Grundwasserschutz zu gewährleisten und den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen“, unterstrich auch Ulrike Jungemann vom Landkreis Rotenburg (Wümme) und ging auf die veränderten Anforderungen an die Landwirtschaft ein.

Wie sich der Kartoffelanbau unter den Vorzeichen von Nachhaltigkeit und Klimawandel künftig anpassen und entwickeln kann, erläuterte der Hauptreferent Dr. Rolf Peters von der PotatoConsult UG aus Visselhövede. Kartoffeln ständen im Vergleich zu anderen Lebensmitteln wie Reis oder Nudeln in Punkto Wasserverbrauch und CO2-Fußabdruck bereits deutlich besser da, erläuterte Peters. Es gelte jedoch, sich auf Klimaauswirkungen wie Hitze und Wasserstress im Kartoffelbau einzustellen, was durch neue temperaturstabilere Sorten und vor allem durch einen gesunden Boden mit aktivem Bodenleben und Humusaufbau erreicht werden könne. „In einem Teelöffel Boden leben mehr Mikroorganismen als Menschen auf der Welt“, so das eindrucksvolle Beispiel des Fachberaters.

Die ausführliche Vorstellung der Düngungsversuche übernahm Versuchsleiter Holger Oest von der Bezirksstelle Bremervörde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der auch bei der anschließenden Feldbegehung die Bestandsentwicklung erläuterte. In allen Varianten habe die Pflanzentwicklung bisher ein relativ einheitliches Bild gezeigt, wobei die Stärkegehalte zum jetzigen Vorerntezeitpunkt Unterschiede bis zu 2 % aufwiesen.

Die in den Versuchen beteiligten Projektpartner erläuterten anschließend ihre Konzepte.
Wie Bodennährstoffe effizienter genutzt werden können, stellte Hans Unterfrauner, von der TB Unterfrauner GmbH aus Wien vor, der auch am Bodenprofil im Feld die bodenphysikalischen und chemischen Zusammenhänge sehr anschaulich vermittelte. „Bodenfruchtbarkeit ist mehr als die Versorgung mit Stickstoff, Phosphor und Kalium, daher reiche die übliche Nährstoff- und pH-Wert Bestimmung nicht aus, um ein umfassendes Bild vom Bodenzustand und vor allem von der biologischen Bodenaktivität zu erhalten“, so der Bodenexperte. Einen Erfahrungsbericht aus den Niederlanden zur Vorbehandlung von Gülle mit verschiedenen Mikroorganismen gab Pe Schuiringa von Rinagro BV. Eine Verbesserung der Nährstoffverfügbarkeit werde durch den ansäuernden Güllezusatz erreicht, was zu einer Ammoniumerhöhung und Geruchsreduktion der Gülle führe.

Veranstaltet wurde der Feldtag im Rahmen des Interreg-Nordseeraum-Projektes "BIOCAS", in dem das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie, der Landkreis Heidekreis sowie die Universität Oldenburg die deutschen Partner sind.

Presseinformation und Bildmaterial können Sie nachfolgend herunterladen:

PM | Feldtag in Wilstedt informierte über klimaschonende Düngesysteme [pdf;  0,3 MB]