Am 9. September 2025 fand in den Moorwelten, Europäisches Fachzentrum Moor und Klima, in Wagenfeld-Ströhen die Abschlussveranstaltung des Verbundprojekts PALUDIFarming statt. Rund 60 Gäste aus Forschung, Anwendung, Politik, Wissenstransfer, Naturschutz und Landwirtschaft kamen zusammen, um die Ergebnisse des seit 2022 laufenden Projekts zu präsentieren und zu diskutieren.

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PALUDIFarming verfolgt das Ziel, klima- und umweltschonende Bewirtschaftungskonzepte für Paludikulturen zu entwickeln und regionale Produktketten zu etablieren. Gefördert wird das Projekt durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

In ihrem Grußwort unterstrich Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte die hohe Bedeutung des Projektes für Landwirtschaft und Klimaschutz gleichermaßen: 

„Rund ein Fünftel der Treibhausgas-Emissionen Niedersachsens werden von entwässerten kohlenstoffreichen Acker- und Grünlandflächen freigesetzt. Um unsere Klimaschutz-Ziele zu erreichen, müssen vermehrt landwirtschaftlich genutzte Flächen auf Moorböden wiedervernässt werden. Durch Paludikultur können sie weiterhin genutzt werden - hierfür sind Wertschöpfungsketten aufzubauen. Und genau diese Aspekte sind Grundvoraussetzung für die Bereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte, die Wiedervernässung ihrer landwirtschaftlichen Flächen voranzubringen. Deshalb sind die Erkenntnisse dieses Projektes so wichtig. Wir fördern hier wichtige Pionierarbeit.“ 

Bei der Vorstellung der Projektergebnisse der beteiligten Partner wurde deutlich: Der erfolgreiche Anbau von Rohrkolben und Torfmoos erfordert angepasste Etablierungs- und Bewirtschaftungsmethoden sowie geeignete Erntetechnologien. Um den Wissenstransfer und den Erfahrungsaustausch insbesondere im Anbau und in der Bewirtschaftung zu fördern, wurden im Projekt eine digitale Akteurskarte sowie eine Online-Austauschplattform entwickelt. 

Ein besonderes Augenmerk lag auf den Herausforderungen im Torfmoosanbau – vor allem im Hinblick auf aufwändige Genehmigungsverfahren und hohe Investitionskosten. Gleichzeitig zeigen erste Ergebnisse, dass die genetische Diversität innerhalb von Arten gering, aber die Produktivität unterschiedlicher Arten von Bulten-Torfmoosen stark variiert. Für Rohrkolben sehen die Projektpartner großes Potenzial in der Verarbeitung zu natürlichen Dämmstoffen, die ähnliche Eigenschaften wie Holzwolle oder Zellulose aufweisen. Weitere Forschung und das Erlangen einer baurechtlichen Zulassung durch Unternehmen sind jedoch notwendig, um marktfähige Produkte und zuverlässige Lieferketten zu entwickeln. Als Impulsvortrag gab Julia Kasper, Mitgründerin des Start-Ups ZukunftMoor, praxisnahe Einblicke in den Torfmoos Anbau für die Substratherstellung und dem innovativen Geschäftsmodell zur wirtschaftlichen Nutzung wiedervernässter Flächen. Prof. Dr. Heinrich Wigger stellte das Interreg-Projekt Paludi & Bau vor und betonte die wichtige Rolle der Bauwirtschaft bei der Marktetablierung von Baustoffen aus Paludikulturen.

Den Abschluss bildete eine lebhafte Podiumsdiskussion mit intensiver Beteiligung des Publikums. Die Ministerin Miriam Staudte, Theo Runge, Vorstandsvorsitzender vom Landvolk Diepholz, Julia Kasper, Dr. Jan Köbbing und Prof. Dr. Heinrich Wigger diskutierten unter der Moderation von Detlef Tänzer notwendige Maßnahmen und Herausforderungen der flächendeckenden Umsetzung von Paludikultur in Niedersachsen. 

Die vielen fachlichen Beiträge und Nachfragen verdeutlichten noch einmal die Bedeutung von Vernetzung und kontinuierlichem Austausch für die Zukunft der Paludikultur.

Zum Ausklang wurde die Orchideenzucht in der Region besichtigt, die bereits erfolgreich regionale Torfmoose für ihre Substrate einsetzt – ein gelungenes Beispiel für regionale Wertschöpfung und praktische Umsetzung der Projektergebnisse.

Unser Dank gilt allen Beteiligten, die mit ihrem Engagement und Wissen zum Erfolg von PALUDIFarming beigetragen haben sowie dem gesamten Projektkonsortium und unserem Fördermittelgeber, dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.