Einführung und Zielsetzung


Um die Klimaneutralität in Europa bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, müssen wir unsere Treibhausgasemissionen minimieren und alle unvermeidbaren Emissionen aus der Atmosphäre entfernen. Die "Carbon Removals and Carbon Farming Certification (CRCF) Regulation" (EU/2024/3012) wurde am 6. Dezember 2024 im Amtsblatt der EU veröffentlicht und schafft den ersten EU-weiten freiwilligen Rahmen für die Zertifizierung des technischen Entzugs von CO2 aus der Atmosphäre (z.B. durch Pflanzenkohle), Carbon Farming und Kohlenstoffspeicherung in Produkten in ganz Europa. Durch die Aufstellung von EU-Qualitätskriterien und die Festlegung von  Überwachungs- und Berichterstattungsverfahren wird die CRCF-Verordnung Investitionen in innovative Technologien zur Kohlenstoffabscheidung  sowie in nachhaltige Lösungen für die Kohlenstoffbindung auf  landwirtschaftlichen Flächen erleichtern und gleichzeitig gegen Greenwashing vorgehen.

KlimaFarming will alternative Anbausysteme und nachhaltige Methoden im Ackerbau, die zum Humusaufbau und zur C- Speicherung beitragen, untersuchen und diese Kenntnisse durch Praxisbetriebe in Niedersachsen verbreiten und vermitteln. Dazu dient u.a. das KlimaFarming Forum!

Eine höhere Biodiversität, die durch die für den Humusaufbau erforderlichen weiteren Fruchtfolgen und/ oder neuen Gehölzpflanzungen (Agroforstwirtschaft) bewirkt wird, hilft zugleich, Ziele des Artenschutzes zu erreichen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verringern. Das Vorhaben greift somit Maßnahmen der Niedersächsischen Ackerbau- und Grünlandstrategie auf. Nachhaltige Düngesysteme und eine humusanreichernde Bewirtschaftung weiter zu etablieren ist Ziel des Vorhabens „KlimaFarming“. 

Umsetzung: Die Praxisbetriebe werden in verschiedenen Regionen Niedersachsens im Monitoring begleitet, um das Bewusstsein für eine nachhaltigere Flächenbewirtschaftung in der regionalen Landwirtschaft zu stärken und neue Geschäftsmodelle für die erbrachten Klimaschutzleistungen zu implementieren.

Die technischen Möglichkeiten und politischen Perspektiven von Carbon Farming in Europa werden in der für das EU Parlament erstellten Studie "Carbon farming | Making agriculture fit for 2030" (Nov. 2021) beschrieben.

Ein höherer Gehalt an stabilem Bodenhumus und mehr Gehölze in der Landschaft binden CO2 und bremsen damit dem Klimawandel, Gleichzeitig mindern sie auch seine Folgen (Hochwasser, Dürreschäden).
Ein höherer Gehalt an stabilem Bodenhumus und mehr Gehölze in der Landschaft binden CO2 und bremsen damit dem Klimawandel, Gleichzeitig mindern sie auch seine Folgen (Hochwasser, Dürreschäden).© Dr. Ernst Kürsten

Zusammengefasst: KlimaFarming

Ziele

Methodische Ansätze

Wissenswertes: Carbon Farming und Humusaufbau


Im Rahmen des Projektes „Carbon Farming“ hat das 3N Kompetenzzentrum seit dem 1.9.2018 zusammen mit dem Thünen-Institut für Ökologischen Landbau und fünf weiteren Partnern in den Niederlanden, Belgien und Norwegen Methoden und Techniken erfasst, die Kohlenstoffbindung auf landwirtschaftlich genutzten Flächen erhöhen. Es wurdenfünf besonders erfolgversprechende Ansätzeidentifiziert, wie Bodenhumus aufgebaut und das Klima geschützt werden kann. Gleichzeitig können sich diese Maßnahmen auch abmildernd auf die Folgen von Klimaextremen, wie Wind- und Wassererosion, Überschwemmungen und Trockenheit auswirken. Wichtige Grundprinzipien für den Humusaufbau sind vielfältige Fruchtfolgen u.a. mit Leguminosen sowie Zwischen- und Untersaaten (Video dazu: "Das Potenzial von Zwischenfrüchten & worauf man achten sollte"). Die Bodenoberfläche sollte niemals "nackt", sondern idealerweise immer von lebenden Pflanzen, oder zumindest von einer Mulchschicht bedeckt sein. Die einzelnen Techniken, Kosten und Wirkungen der humuserhaltenden und -mehrenden Maßnahmen auf Ackerflächen wurden 2023 in "Steckbriefen" des HumusKlimaNetz eingehend dargestellt.

In dem 2022 gestarteten und vom Land Niedersachsen geförderten Projekt KlimaFarming werden verschiedene Methoden der Verbesserung des Bodenlebens auf etwa zehn verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen demonstriert und ihre Wirkungen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bodenkunde der Leibniz Universität Hannover als Projektpartner wissenschaftlich untersucht. Die beteiligten Praxisbetriebe sind besonders geeignet, Praxiserfahrungen zu sammeln und weiterzugeben. Die wissenschaftliche Begleitforschung soll den Wissenstransfer durch neue Erkenntnisse fördern. Es erfolgt auch eine Kooperation mit dem Netzwerk Ackerbau Niedersachsen (NAN)  und mit dem Bundesprojekt Humus Klima Netz, das ähnliche Ziele hat wie KlimaFarming. Einige Projektlandwirte sind auch in der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) e.V. aktiv, der Interessenvertretung für alle, die sich mit den Verfahren der  konservierenden Bodenbearbeitung und der Direktsaat beschäftigen:  Landwirte, Berater, Wissenschaftler und Firmenvertreter. Wertvolle Anregungen vermittelt auch Soilify, die Plattform zur Förderung der regenerativen Landwirtschaft in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Zu den wichtigsten KlimaFarming Methoden gehören auch Kombinationen von Ackerbau und/oder Tierhaltung und Gehölzen (Agroforstwirtschaft), sowie die Verminderung von Treibhausgasemissionen aus Moorböden durch Wiedervernässung (auch mit Nutzung der dort wachsenden Biomasse: Paludikultur)! Die Agroforstsysteme bieten neben der C-Fixierung und Klimaschutzleistung auch einen Beitrag zur Einbringung von Strukturelementen in die Feldflur und damit zur Biodiversität. Eine nicht mehr ganz aktuelle Übersicht über die Agroforstbetriebe in Niedersachsen gibt es hier: Stand der Agroforstwirtschaft in Niedersachsen


KlimaFarming Forum

Das KlimaFarming Forum bietet die Möglichkeit, sich über Tagungen, Feldtage, Publikationen usw. zu informieren. Registrierte BesucherInnen können außerdem selbst Kommentare und eigene Berichte schreiben oder Fragen aus dem Bereich der alternativen Anbausysteme und nachhaltigen Methoden im Ackerbau stellen. Machen Sie reichlich Gebrauch davon!

Projektergebnisse

Im Rahmen des Projekts wird ein Praxisleitfaden erarbeitet, in dem verschiedene Maßnahmen zum Humusaufbau und zur C-Speicherung beschrieben werden. Außerdem werden verschiedene Geschäftsmodelle vorgestellt.

Best Practice Beispiele (aus Niedersachsen): Wie sich mit humusförderlichen Kulturen Geld verdienen lässt

Die Beispiele werden im Laufe des Projektjahres veröffentlicht.

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Körnererbsen liefern Lebensmittelproteine auf rein pflanzlicher Basis, die CO₂-intensives tierisches Eiweiß ersetzen können. Außerdem dienen sie zur Herstellung verschiedener technischer Rohstoffe und der Futtemittelgewinnung. Im Jahre 2022 hat die Emsland-Group über 146.000 Tonnen Erbsen in ihren Werken verarbeitet. 70 Prozent davon stammen von Nicht-Vertragslandwirten aus dem europäischen Ausland. Die Firma hat das Ziel, den Anteil der heimischen Vertragslandwirte erheblich zu steigern: "In den vergangenen beiden Jahren haben wir unsere Erbsenanbaufläche in der Nähe unserer Werke von 40 auf 500 Hektar gesteigert. Speziell in der Grafschaft Bentheim konnten wir zahlreiche Erbsen-Erzeuger zusätzlich unter Vertrag nehmen." (Nachhaltigkeitsbericht 2022/23, S. 39)

Auch die Nordzucker AG  hatte bereits Lieferverträge mit Erbsen-Anbauern abgeschlossen, weil sie ihr Portfolio erweitern und in ein neues Werk zur Verarbeitung pflanzenbasierter Proteine in Groß Munzel in der Region Hannover investieren wollte. Doch angesichts der aktuell schwierigen Marktlage wurde das Projekt Anfang 2025 zunächst einmal gestoppt und im Mai endgültig beendet.

Trotzdem kann der Anbau von Körnererbsen Landwirten die vielversprechende Möglichkeit geben, von den wachsenden Märkten für pflanzliche Proteine zu profitieren. Darüber hinaus liefert der Körnererbsenanbau ökologische Vorteile und spielt eine wesentliche Rolle in einer nachhaltigen Landwirtschaft. Insbesondere die Einsparung von Stickstoffdünger sowie die Regionalität wirken sich positiv auf die Nachhaltigkeitsbewertung aus.

Diese Handreichung soll Landwirten einen ersten Überblick über die Chancen und Herausforderungen des Körnererbsenanbaus geben und sie dazu anregen, die Möglichkeiten des Anbaus und der Vermarktung dieser vielseitigen Kultur für ihren eigenen Betrieb zu prüfen.

  1. Anbau
    1. Körnererbsenanbau in Deutschland und Niedersachsen

In Deutschland werden auf einer Fläche von ca. 120.000 ha Körnererbsen angebaut. Die Körnererbse bevorzugt leichte bis mittelschwere Böden mit wenig Steinen. Sie ist empfindlich gegenüber Bodenverdichtung und Staunässe.

In den letzten 10 Jahren wuchs die Anbaufläche der Körnererbse in Deutschland um etwa 87.700 ha. Die anbaustärksten Regionen sind Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Das höchste Ertragspotential liegt jedoch mit einem mittleren Kornertrag von 40 bis 45 dt/ha in Nordrhein-Westfalen. In Niedersachsen lag der mittlere Kornertrag zwischen 2017 und 2023 bei 35 dt/ha. Die Erträge können jedoch stark variieren.

Die Körnererbse zählt nicht zu den etablierten Marktfrüchten. In Niedersachsen liegt der Anteil Körnerleguminosen an landwirtschaftlich genutzter Fläche bei 1,0 %.

Abb. 1: Anbauentwicklung der Körnererbse in Deutschland
Abb. 1: Anbauentwicklung der Körnererbse in Deutschland© statistisches Bundesamt 2024

1.2 Körnererbsenanbau in der Praxis: Potenziale und Herausforderungen

Aus ökologischer Sicht bietet der Anbau von Körnererbsen viele Vorteile. Die Körnererbse hat eine gute Vorfruchtwirkung, insbesondere durch die tiefe Durchwurzelung und die Nachlieferung von Stickstoff. Darüber hinaus ermöglicht der Erbsenanbau einer Auflockerung der Fruchtfolge. Der Anbau von Körnererbsen nach stickstoffzehrenden Winter- und Sommergetreidearten fördert die Fixierung von Luftstickstoff und reduziert somit den Bedarf an mineralischen Düngemitteln für die Folgefrucht. Bei der Planung der Fruchtfolge müssen allerdings lange Anbaupausen von 7 bis 10 Jahren berücksichtigt werden, um Leguminosenmüdigkeit vorzubeugen. In Fruchtfolgen mit Körnererbsen sollte zusätzlich Leguminosen in Zwischenfruchtmischungen vermieden werden. Zu Futterleguminosen (Klee, Luzerne) müssen Abstände von 3-4 Jahren eingehalten werden.

Mit eine der größten Herausforderungen im Erbsenanbau liegt in der Unkrautregulierung. Kommt es zu einer Spätverkrautung im Bestand, kann der Mähdrusch stark beeinflusst oder sogar unmöglich gemacht werden. Das Risiko eines Ertragsausfalls kann durch ackerbauliche Maßnahmen und eine angepasste chemische oder mechanische Unkrautkontrolle minimiert werden. Die Körnererbse ist sehr verträglich gegenüber mechanischen Verfahren, wie zum Beispiel dem Striegel. Der Striegeleinsatz erfolgt im Fädchen- bis Keimblattstadiums der Unkräuter und bevor die Erbsen beginnen zu verranken.

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Abb 2. Erbsenbestand mit starker Verkrautung (Quelle: Markus Mücke, LWK Niedersachsen)

Der Anbau von Leguminosen-Getreide Gemenge kann die Spätverunkrautung reduzieren und das Anbaurisiko verringern. Die Entscheidung über den Gemengeanbau hängt jedoch noch von der Verwertung bzw. der Vermarktung statt. Betriebe mit eigener Tierhaltung können Gemenge als Tierfutter verwerten. Sollen die Erbsen jedoch über den Handel vermarktet werden, kann es zu Einschränkungen kommen. Viele verarbeitenden Unternehmen, insbesondere in der Lebensmittelindustrie, nehmen keine Gemenge an, da sie Gemenge nicht verarbeiten können und darüber hinaus hohe Anforderungen bezgl. Allergenen haben. Separierungen sind technisch möglich, aber mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft hat eine ausführliche Broschüre über Anbau und Verwertung von Ackerbohnen und Erbsen veröffentlich. Hier finden Sie hilfreiche Anbautipps und eine Bewertung der Wirtschaftlichkeit der Erbse.

  1. Wirtschaftlichkeit

Die Wirtschaftlichkeit der Erbse hängt von den betriebsindividuellen Bedingungen ab. Der hohe Vorfruchtwert und die dadurch möglichen positiven Ertragseffekte in der Folgefrucht müssen dabei berücksichtigt werden. Deswegen bietet sich eine Berechnung der direktkosten- und arbeitserledigungsfreien Leistung (DAL) an. Wie eine Untersuchung des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne zeigt, kann die Körnererbse eine wirtschaftlich konkurrenzfähige Alternative zu anderen Hauptkulturen sein. Grundlage der Berechnung die Daten von 75 Demonstrationsbetrieben in Deutschland (ca. 60% konventionell, 40 % ökologisch), erhoben zwischen 2016 und 2019. Bei einem durchschnittlichen Ertrag von 38,2 dt/ha und einem Betriebswert von 21,43 €/dt, wurde ein DAL von 274 €/ha für konventionelle Körnererbsen errechnet. Bei ökologischen Körnererbsen war die DAL doppelt so hoch, was vor allem an einem höheren Betriebswert lag. Eine ausführliche Beschreibung der Berechnung finden Sie hier.

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In der DAL Berechnung werden die Marktleistung, dem Futtervergleichswert oder der Betriebswert, sowie der Vorfruchtwert berücksichtigt. Der durchschnittliche Erzeugerpreis bei der Vermarktung von konventionellen Erbsen in den Jahren 2016 bis 2019 lag zwischen 20,00 €/dt und 21,00 €/dt. Bei ökologischen Körnererbsen lag dieser zwischen 47,00 und 63,00 €/dt. Je nach Region und Absatzweg können die Erzeugerpreise jedoch variieren. In den Versuchsjahren wurden zum Beispiel für Speiseware höhere Preise erzielt, als für Futterware. Eine frühzeitige Entscheidung über den Absatzweg und Absprachen mit der aufnehmenden Hand sind daher zu empfehlen. Wird die Körnererbse auf dem eigenen Betrieb verfüttert, wird die genauere Betrachtung des Futterwertes interessant. Dieser lag teilweise über den am Markt erzielbaren Erzeugerpreisen. Besonders in der Schweine-, aber auch in der Rinderfütterung kann sich die Verfütterung der eigenen Körnererbsen somit lohen.

Neben der Marktleistung, dem Futtervergleichswert oder dem Betriebswert fließt auch der der Vorfruchtwert in die Berechnung der DAL mit ein. Im Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne ergab sich ein Vorfruchtwert von ca. 124 €/ha. Dieser setzt sich aus dem monetären Mehrertrag der Folgekultur, die Stickstoffeinsparung und mögliche Einsparung der Maschinenkosten zusammen (Bräutigam et al., 2021).

Der wirtschaftliche Erfolg des Körnererbsenanbaus hängt stark von dem möglichen Erzeugerpreis bzw. Futterwert vom Ertrag ab. In Jahren mit steigenden Preisen für die Hauptkulturen oder mit geringen Erbsenerträgen, kann die Körnererbse wirtschaftlich nicht mit den Hauptkulturen konkurrieren. In diesen Jahren können Zahlungen aus dem Greening oder den Agrarumweltmaßnahmen die wirtschaftlichen Verluste reduzieren. Eine wesentliche Rolle in der wirtschaftlichen Planung spielt die Entscheidung über die Vermarktungsform. Im folgenden Kapitel werden die verschiedenen Vermarktungswege genauer beschrieben.

  1. Vermarktungsmöglichkeiten

3.1 Nutztierfütterung

Als heimische Proteinquelle spielt die Körnererbse eine wichtige Rolle in der Nutztierfütterung. Sie reduziert die Abhängigkeit von Soja-Importen und wird aktuell vorwiegend für die ökologische und die „Gentechnikfreie“ Nutzierfütterung verwendet. Die Körnererbsen können neben der eigenen oder zwischenbetrieblichen Verwendung an Futterhersteller vermarktet werden. Eine frühzeitige Absprache ist dabei wichtig. Ökologische Futterhersteller, wie GS Bio, haben einen großen Bedarf an Körnererbsen. Es wird jedoch, wie in der Lebensmittelindustrie, noch keine Gemengetrennung durchgeführt.

Für die Rezepturen wird die Erbse zum einen als Rohstoff verarbeitet, zum anderen werden Restströme aus der Lebensmittelproduktion verarbeitet. Dazu zählt die Erbsenfaser, das Erbsenprotein (als Naßextrudat) und die Erbsenstärke.

3.2 Lebensmittelindustrie

Eine wachsende Nachfrage nach pflanzlichen Fleischalternativen fördert auch die Nachfrage nach Erbsenproteinen in der Lebensmittelindustrie. Neben dem Protein wird auch die Stärke und die Faser verarbeitet. Die restlose Verwertbarkeit macht Körnererbsen interessant für verarbeitende Unternehmen.

Die Emsland Group verarbeitet jährlich rund 140.000 t Erbsen und zählt zu den wenigen (und größten) Verarbeitern von Erbsenstärke- und -eiweiß in Europa. Mit dem Bau eines neuen Werkes der Nordzucker Plant Based Ingredients GmbH zur Produktion von Proteinen aus Körnerleguminosen könnte ein neuer Abnehmer von Körnererbsen in der Region Hannover entstehen. Die Erbsen sollen bevorzugt aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hessen bezogen werden.

Unternehmen, die die Körnererbse für die Lebensmittelindustrie verarbeiten, haben hohe Qualitätsanforderungen. Zu berücksichtigende Kriterien sind z.B. sensorische Eigenschaften (Farbe, Geruch, Bruchkorn), der Grad der Verunreinigung (z.B. durch Steine, Schädlinge oder Samen), Rückstands- und mikrobiologische Analysen (Gesamtkeimzahl, Pflanzenschutzmittel, Schwermettale oder Mycotoxine) oder chemisch-physikalische Eigenschaften (Protein- Stärke- oder Wassergehalt). Sowohl die Emsland Group, als auch die Plant Based Ingredients GmbH nehmen keine Gemenge an.

Viele verarbeitende Unternehmen bieten Anbauverträge an. So können Anforderungen an Qualität und Anbau erfüllt und die Rückverfolgbarkeit gewährleistet werden. Für die landwirtschaftlichen Betriebe ergibt sich dadurch eine Absicherung und Planungssicherheit, sowie die Möglichkeit einer Anbauempfehlung oder -beratung. Die Vertragsangebote der Abnehmer variieren. Landwirtschaftliche Betriebe, die sich für den Anbau der Körnererbse interessieren, sollten zur Prüfung der Wirtschaftlichkeit verschiedene Angebote einholen. Für Nordzucker Plant Based Ingredients GmbH besteht im Jahr 2025 wieder die Möglichkeit sich für die Ernte 2026 zu registrieren.

3.3 Industrielle Nutzung als nachwachsender Rohstoff

Neben der Verarbeitung für die Lebensmittelindustrie, kann die Körnererbse auch als nachwachsender Rohstoff für die industrielle Verarbeitung verwendet werden. Die Emsland Group verarbeitet Erbsenstärke zum Beispiel für die Glasfaser-, die Textil- und die Papier- bzw. Verpackungsindustrie. Wachsende Aufmerksamkeit gewinnt die Erbsenschale. Sie kann für die Lebensmittelverarbeitung nicht verwendet werden, deswegen werden andere Verarbeitungsmöglichkeiten erarbeitet. Dazu zählt die Verwendung von Erbsenfasern aus der Schale für die Herstellung von Kunststoffbehältern. Die Verwendung von Erbsenfasern reduziert den Kunststoffanteil und beeinflusst die Stabilität der Behälter.

Ob für die Nutzierfütterung, Lebensmittelverarbeitung oder als nachwachsender Rohstoff – die Körnererbse ist vielseitig einsetzbar. Von Seiten der Verarbeiter besteht Bedarf, der zukünftig auch noch wachsen kann. Der Vertragsanbau bietet für landwirtschaftliche Betriebe die Möglichkeit der Planungssicherheit und der engen Zusammenarbeit mit dem Verarbeiter.

Als Grundlage für diese Ausarbeitung diente der Erbsen-Network Tag am 19.09.2024, eine Veranstaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e. V., im Rahmen des Projekts LeguNet. Das LeguNet informiert u.a. über Vermarktungswege, stellt modellhafte Wertschöpfungsketten dar und bietet Unterstützung für die Gründung von Erzeugergemeinschaften. Mehr dazu finden Sie hier.

Quellen:

Bräutigam et al. (2021): Erbsen und Ackerbohnen anbauen und verwerten. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). 1. Aufl.

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CO2-Zertifizierungsansätze: Wie sich mit der Festlegung von organischem Bodenkohlenstoff Geld verdienen lässt

Die  Konzepte sollen im Laufe des Jahres 2025 anhand von praktischen Beispielen aus Niedersachsen dargestellt werden (Ergänzungen und Erfahrungsberichte dazu werden gerne entgegengenommen!).

    Zum Nachlesen: 

    DerErgebnisbericht (auf englisch) des Projektes Carbon Farming zeigt konkrete Beispiele, wie Landwirte Geld für die Festlegung von CO2 im Boden erhalten haben.

    Bei einer Tagung des NAN am 27.10.2023 wurde das Thema eingehend beleuchtet und diskutiert. 

    Veranstaltungsrückblick


    Im Laufe des Projekts haben wir eigene Veranstaltungen organisiert, waren aber auch viel unterwegs. Es folgt eine KliFa-Chronologie mit Verlinkungen zu interessanten Beiträgen.

    Feldtag im Raum Lüneburg
    Tagung
    Auftaktveranstaltung

    Tagung "Humusaufbau und Agroforstwirtschaft zur Reduzierung von Wassererosion und Hochwasserschäden" am 6.11.24 in Moringen

    Im Fokus der Tagung standen Lösungen zur Verhinderung von Erosion und Sturzfluten durch Humusaufbau und Agroforstwirtschaft. An die Vortragsveranstaltung schloss sich eine Ortsbesichtigung an. Kurzbericht im KlimaFarming Forum / Programm und Vorträge

    Landeserntedankfest 2024 am 29. September in Spelle

    Das 3N Kompetenzzentrum war mit einem Informationsstand am Landeserntedankfest 2024 in Spelle beteiligt und stellte das Projekt KlimaFarming vor. Weitere Informationen zum Erntedankfest...

    Tagung "Agroforstwirtschaft auf dem Weg in die Praxis" am 18. Juni 2024 in Hannover

    Mitte Juni fand in Hannover Gehrden eine 3N-Tagung mit Exkursion zum Thema Agroforst statt. Im Rahmen dieser Tagung wurden die Initiativen einiger Pionierbetriebe vorgestellt und ihre Zielsetzungen und Erfahrungen diskutiert. Zum Bericht...

    Feldtag im Raum Lüneburg mit Ministerin Staudte

    Am 12.04.2024 nahm sich Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte mehrere Stunden Zeit, das von ihrem Hause finanzierte Projekt KlimaFarming auf dem Projektbetrieb Hartmann kennenzulernen. Dort ging es um den Humusaufbau in Agroforstsystemen (Hühnerauslauf mit Pappelstreifen; siehe links) und erste Versuche mit Dammkulturen. Zuvor hatten die Projektpartner sich schon die Produktion von Wildpflanzensaatgut bei Bienenbüttel angesehen.

    KlimaFarming-Seminar auf der Agritechnica am 15.11.2023
    Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel durch C-speichernde Anbaukonzepte

    Bei der Tagung wurden betriebliche Beispiele und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Kohlenstoffbindung in Agroforstsystemen vorgestellt. Dr. Stoyke aus dem Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium würdigte das Projekt in Vertretung der Ministerin als richtungsweisend und überreichte den anwesenden Projektpartnern Feldschilder dazu. Interessant war auch der Bericht der Raiffeisen Emsland-Süd eG zum Humusaufbauprogramm „Zukunft Erde“. Im Rahmen der abschließenden Podiumsdiskussion stellte Gisela Wicke vom Landesvorstand des NABU fest, dass die humusaufbauenden Praktiken, die im Projekt vermittelt würden, ganz im Sinne der Ziele des „Niedersächsischen Weges“ seien. Programm

    KlimaFarming-Feldtag im südlichen Emsland am 03.11.2023 in Bawinkel

    Im Rahmen des Projekts bot 3N einen Feldtag im Emsland zu den Themen "Tagetesanbau, Wildpflanzenflächen, Agroforstsysteme" an. Folgende Betriebe/Flächen wurden besichtigt:

    Weitere Informationen

    3N war u.a. mit dem Projekt KlimaFarming auf den LWK Feldtagen 2023 in Poppenburg vertreten. Am 1. und 2. Juni war das eine gute Gelegenheit für den Informationsaustausch und die Netzwerkbildung. Auf den Versuchsflächen nebenan stellte die LWK u.a. praktische Beispiele für lange Fruchtfolgen und Leguminosen vor, die den Humusaufbau fördern.

    Auch beim "3. Lüneburger Bodentag" am 16./17.5.2023 war das Projekt "KlimaFarming" wieder präsent: mit einem Infostand und mit einem Vortrag sowie einem Workshop von Dr. Norman Gentsch zu den Funktionen von Humus und Bodenbiologie für die Wasserverfügbarkeit. Weitere ausführliche Infos dazu im KlimaFarming Forum!

    Auf großes Interesse stieß die Auftaktveranstaltung zum Projekt SEBAS am 25.4.23 auf dem Betrieb Wilmars Gaerten bei Thyrow südlich von Berlin. Weitere Infos und die Präsentationen zum Nutzen von Agroforststreifen für die biologische Vielfalt finden Sie hier. Die anschließende Exkursion ging zu den dreijährigen Pappelstreifen.

    Praxistag in Warberg am 21. März 2023
    Auf den Flächen des Landwirtschaftsbetriebs Fromme-Altenbach aus Königslutter wird eine neungliedrige Fruchtfolge und seit vielen Jahren eine pfluglose bodengarefördernde Bodenbearbeitung umgesetzt. Seniorchef Burkhard Fromme stellte bei einer Flächenrundfahrt den gut 50 hochinteressierten Teilnehmer*innen sein nachhaltiges Betriebskonzept vor. Zum Rückblick

    Bei demDVS-Webinar "Bodenmanagement mit Zukunft" am 22.2.23 berichtete KliFa-Projektpartner Ludwig Wreesmann (Landwirtschaftsbetrieb Gut Altenoythe & Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung(GKB)) über seine Erfahrungen mit 30 Jahren pflugloser Wirtschaft. Aktuell macht er Versuche zur Mähdruschsaat von Zwischenfrüchten. Diese wird am 9.3.23 beim Wanderfeldtag „Moderner Zwischenfruchtanbau in konservierenden Ackerbausystemen“ vorgestellt.

    Besuch des Projektleiters beim Zukunftsforum Ländliche Entwicklung am 25.01.2023 in Berlin: Beindruckende Praxisberichte von Maria Gimenez (kurzer ZDF-Bericht) und Reiner Guhl (Prignitzer Landwirtschaftshof Düpow), die die Erträge ihrer landwirtschaftlichen Betriebe auch in Dürrejahren mit HIlfe von Agroforststreifen sichern wollen.

    Vom 15. bis 18.11.2022 wird u.a. das Projekt KliFA auf der EUROTIER in Halle 25 auf Stand M32 vorgestellt. Interessante Neuigkeiten gibt es zur Agroforstwirtschaft: Anfang des Jahres 2023 wird das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eine Förderrichtlinie herausgeben, nach der einige Agroforstsysteme mit 40% bezuschusst werden können (Informationen zur neuen Agroforstfördermaßnahme ELAN; Online-Treffen dazu am 14.12.22!). Außerdem gibt es ein neues Themenblatt zur Agroforst in der neuen GAP.

    Bodenfruchtbarkeit im Blick: Projektexkursion nach Österreich

    Am 27. und 28. Oktober 2022 fand eine Fachexkursion im Rahmen des KlimaFarming-Projektes nach Nieder­österreich statt. 12 Landwirte und Projektpartner informierten sich über Konzepte zur klimafreund­lichen und nachhaltigen Landwirtschaft mit einem besonderen Blick auf das Thema Bodengesundheit. Mehr siehe Reisebericht

    Am 24. und 25.10. präsentierte Dr. Kürsten das Projekt KlimaFarming auf der Messe "Land.Leben.Leese." (mit Vortrag "Mehr Gewinn durch mehr Gehölze") und führte viele Gespräche mit Landwirten, die sich insbesondere für die Energiegewinnung mit Dauerkulturen (bes. Miscanthus) und Gehölzstreifen interessierten. Solche Kulturen können wertvolle Beiträge zum Humusaufbau leisten.

    Bei einem Zwischenfruchtfeldtag der LWK Niedersachsen am 12.10.22 wurden die Methoden und vielen Vorteile des Zwischenfruchtanbaus (BLE-Broschüre) dargestellt. Um das effiziente Stickstoffmanagement und die Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen ging es bei der Vorstellung der Ergebnisse desProjektes THG-ZwiFru.

    Mit einer Auftaktveranstaltung im Heidekreis startete die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast am 24.8.2022 das dreijährige Verbundvorhaben KlimaFarming: „Ich freue mich, dass wir 940.000 Euro für dieses Zukunftsprojekt zur Verfügung stellen können. Der Klimawandel ist längst da und mit ihm die Herausforderungen für die Landwirtschaft. KlimaFarming findet Antworten, die wir so dringend brauchen. Vielen Dank an die Projektbeteiligten für ihr Engagement“, betonte die Ministerin bei der Übergabe des Förderbescheides. „ Mit dem KlimaFarming-Projekt sollen Handlungsempfehlungen für unsere Landwirte abgeleitet werden, um den langfristigen Humusaufbau im Boden zu fördern und damit Kohlenstoff im Boden zu speichern. Ganz im Sinne der Niedersächsischen Ackerbau- und Grünlandstrategie und im Einklang mit dem Niedersächsischen Weg leistet die Landwirtschaft mit solchen Bewirtschaftungssystemen einen Beitrag zur Biodiversität und zum Humusaufbau.“

     

    Projektpartner


    sowie zehn landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen

    Gefördert durch

    1

    Laufzeit

    20. Juni 2022 bis 31. Dezember 2025

    Ansprechpartner

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    Dr. Ernst Kürsten

    +49 511 498826 (Homeoffice)

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    Jana Denecke

    +49 176 70539255

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    Weitere Projektinformationen

    Carbon Farming: Viele Ansätze, Möglichkeiten und Fragen – Bericht über einen Workshop

    Projekt-Flyer [pdf; 7,4 MB]